Malta

Ungefähr 95 Kilometer vor dem sizilianischen Kap Passaro und 290 Kilometer von Tunesien entfernt liegt der maltesische Archipel mit der Hauptinsel Malta und den kleineren Inseln Gozo, Comino und Cominotto.

Die Oberfläche von Malta stellt ein bis 228 m hohes eocänes Kalkfelsplateau dar, das im Süden und Südwesten eine geradlinige, ungegliederte und unzugängliche Steilküste bildet, und sich nach Nordosten zu allmählich zum Meer absenkt und hier von Buchten eingeschnitten ist, unter denen die von La Valetta und die Marsa Scirocco an der Ostküste die bedeutendsten sind.

Die Insel hat nur fünf kleine Bäche, und das Regenwasser wird in Zisternen sorgfältig angesammelt. Eine Wasserleitung bringt das Wasser der im südlichen Teil der Insel gelegenen Quellen nach der Hauptstadt. Noch heute gilt Malta als das wasserärmste Land der Welt.

Klima ist ungemein heiß und der Himmel vom Mai bis August wolkenlos und von wunderbarer Klarheit. Den September hindurch weht der Scirocco; die eigentlichen Wintermonate (Dezember, Januar, Februar) bringen Regengüsse von tropischer Stärke und den aus Nordost wehenden kalten Gregale.

Die Vegetation ist ungemein üppig, besonders rücksichtlich der schon im Altertum berühmten Rosen. Man findet auf Malta die Pflanzen Italiens sowie einige tropische, aber der heftigen Winde wegen keine Bäume, mit Ausnahme des Johannisbrotbaums.

Durch seine Lage im Zentrum des Mittelmeers, in der Nähe zweier Erdteile, zwischen dem Abendland und der Levante ist Malta in strategischer Hinsicht von großer Wichtigkeit. Es bildet einen der Hauptstützpunkte der englischen Macht im Mittelmeer und ist daher durch die Engländer zu einer uneinnehmbaren Festung umgewandelt.

Malta und Gozo waren im frühsten Altertum, um 1200 v. Chr., Kolonien der Phönizier, von denen sich noch Ruinen und Inschriften erhalten haben. Zu jener Zeit hieß Malta noch Melite und Gozo Gaulos. Die Phönizier schafften fruchtbare Erde nach Malta, bedeckten damit den nackten Felsboden und legten Äcker, Wein- und Baumpflanzungen an.

Im 8. Jahrhundert ließen sich auch Griechen auf Malta nieder. Malta erfreute sich des Rufs, die feinsten Baumwollwaren zu liefern; auch die Rosen und der Honig der Insel waren berühmt.

Um 400 v. Chr. erfolgte die Okkupation der Insel durch die Karthager, die nach dem zweiten Punischen Krieg den Römern weichen mussten, welche sich aber wenig um die Insel kümmerten; dieselbe wurde daher ein Schlupfwinkel für Seeräuber. Die Vandalen entrissen die Insel 454 den Römern, mussten sie aber 494 den Goten räumen. Belisar vertrieb diese 534 und besetzte Malta für das byzantinische Reich. 870 und zum zweiten Mal dauernd 904 bemächtigten sich die Araber der Insel und änderten den Namen Melite in Maltache um (woraus später Malta wurde).

Die Normannen nahmen Malta 1090 unter dem Grafen Roger, verbanden es mit Sizilien und errichteten auf der Insel ein Marquisat. 1284 siegten hier die Aragonier unter Loria mit der sizilischen Flotte in einer Seeschlacht über die Franzosen, die genötigt wurden, Malta zu verlassen.

Kaiser Karl V. wies 1525 dem aus Rhodos vertriebenen Johanniterorden die gänzlich verwahrloste und verödete Insel an, und nachdem eine päpstliche Bulle im gleichen Jahr den Orden im Besitz der Insel bestätigt hatte, ließ sich dieser am 26. Oktober 1530 hier nieder und wurde danach Malteserorden genannt.

Ein Angriff der Türken 1531 bewog den Großmeister des Ordens, Befestigungen auf Malta anzulegen. Bei einem neuen Angriff der Türken 1565 mussten sich diese mit Verlust von 20.000 Mann zurückziehen. Um gegen weitere Angriffe gesichert zu sein, legte der damalige Großmeister des Ordens, Johann de la Valette, 1566 den Grundstein zur Stadt La Valetta.

Der Großmeisterpalast (Grand Master's Palace), heute Sitz des maltesischen Parlamentes und Amtssitz des Staatspräsidenten, wurde im Jahre 1571 nach Plänen von Gerolamo Cassar fertig gestellt. Von 1575 bis 1798 residierten dort 21 Großmeister.

Durch später hinzugekommene verschiedene Befestigungen wurde die Insel immer mehr gesichert.

Am 10. Juni 1798 landeten 15.000 Franzosen auf Malta und bereits einen Tag später kapitulierte der Großmeister Ferdinand von Hompesch zu Bolheim ohne großen Widerstand. Die Entscheidung des Großmeisters war nicht unumstritten und man war ihm Feigheit und persönliche Bereicherung vor, doch letztendlich hat er die tatsächlichen Möglichkeiten des Ordens korrekt eingeschätzt. Aufgrund großer finanzieller Schwierigkeiten, wertvolle Ländereien in Frankreich gingen durch die Revolution verloren, war der Orden nicht in der Lage die Befestigungsanlagen ordentlich zu unterhalten. Zudem durfte an der Loyalität von spanischen und französischen Ordensrittern gezweifelt werden.

Die Bewohner der Insel Gozo, etwa sechs Kilometer nordwestlich der Hauptinsel des maltesischen Archipels gelegen, leisteten den Franzosen mehr Widerstand. Im September 1798 kam es zum Aufstand gegen die Besatzer. Die Franzosen wurden erst in der Zitadelle der Hauptstadt Rabat festgesetzt, im Oktober mussten sie kapitulieren und die Insel verlassen. Die Bewohner riefen den unabhängigen Staat Gozo in Form einer Republik („La Nazione Gozitana“) aus. Allerdings gelang es nicht eine stabile Regierung zu etablieren.

Bereits im September 1800 musste sich die französische Besatzung nach einer harten Blockade den Engländern ergeben. Die Engländer machten den Großmeisterpalast zum Sitz des britischen Gouverneurs. Mit der Ankunft der Engländer hörte auch die Republik auf Gozo auf zu existieren.

Eine besondere Rolle bei Landungen auf Malta spielte die an der flachen Ostküste gelegene Bucht von Marsaxlokk. Bereits in der Antike und im Mittelalter war sie die bevorzugte Landestelle. Und auch Napoleon nutze die Bucht um von hier aus Valletta zu erobern. In dem Fischerdorf in der Bucht schlug Admiral Nelson sein Hauptquartier auf.

Nach dem Frieden von Amiens (1802) sollte zwar Malta an den Orden zurückfallen; aber England verweigerte die Zurückgabe, und im Frieden zu Paris (1814) wurde den Engländern der Besitz von Malta definitiv zugestanden.