1793 - Die Belagerung von Toulon

Die älteste Hinweise aus dem 5. Jahrhundert, damals hieß die Stadt noch „Telo Martius“, was sich auf den ligurischen („Telo“) und lateinischen („Mars“) Namen des Kriegsgott bezog, deuteten schon auf das kriegerische Schicksal der französischen Mittelmeerstadt hin. Die Bedeutung Toulons als militärische Hafenstadt wuchs Anfang des 15. Jahrhunderts, Ludwig von Anjou versuchte von Toulon aus Neapel zurückzuerobern.

Nach der Revolution gärte es in Südfrankreich. Die Unruhen in Paris verschafften der royalistischen Bewegung starken Zulauf. Nach dem Fall von Marseille und Avignon sahen die 28.000 Einwohner der Stadt nur noch eine Möglichkeit und revoltieren offen gegen Paris. Am 27. August 1793 hissten sie eine Flagge mit der königlichen Lilie darauf und riefen Ludwig XVII. zu ihrem König aus.

Unterstützt wurden sie dabei von den Engländern und so öffneten sie umgehend den Hafen für englische und spanische Schiffe. Admiral Hood wurde die Stadt mitsamt 30 Linienschiffen der französischen Mittelmeerflotte übergeben.

Ungefähr 18.000 Soldaten, hauptsächlich Engländer, verschanzten sich hinter den starken Festungsmauern und sollten die Stadt verteidigen. In den Überlegungen der Engländer war Toulon der Brückenkopf um endlich auf dem europäischen Kontinent Fußfassen zu können. Außerdem sollte die Unterstützung andere königstreuen Städte ermutigen, ebenfalls gegen Paris zu revoltieren.

General Carteaux, von Beruf Maler und als Offizier völlig ungeeignet, hatte den Oberbefehl über die französischen Belagerungstruppen vor Toulon. Er plant die starken Mauern der Stadt durch einem Sturmangriff der Infanterie zu nehmen. Der erst 24-jährige Offizier Bounaparte unterstand seinem Kommando und konnte sich mit den Plänen seines Generals nicht anfreunden. Ein ungedeckter Sturmangriff auf die Festungsmauern würde seiner Meinung nach nicht zum Erfolg führen und hätte unnötig vielen französischen Soldaten das Leben gekostet.

General Carteaux wurde abgelöst und durch Doppet abgelöst. Dieser nahm jedoch nach den ersten ernsthaften Kampfhandlungen seinen Hut und machte für den Soldaten Jaques Coquille Dugommier den Platz frei.

Auch wenn Bounaparte nicht den Oberbefehl hatte, so erwies sich sein Plan als der einzig mögliche. "Es gibt nur einen brauchbaren Plan - den Buonapartes", schrieb Dugommier an den Kriegsminister. Sein Plan sah vor die Festung "Fort Mulgrave" zu erobern und von dort aus die benachbarten Festungen und die englische Flotte zu bekämpfen.

Am Abend des 17. Dezember traten 7.000 französische Soldaten zum Angriff an. Dugommier führte 5.000 Mann gegen die Festung, während Napoleon die 2.000 Mann starke Reserve befehligte. Die Soldaten in der Festung leisteten erbitterten Widerstand und mehrfach wurde der Angriff zurückgeworfen. Schließlich wurde die Reserve unter Napoleons Kommando hinzugezogen.

Am 18. Dezember waren, wie Bounaparte es vorausgesehen hatte, auch die anderen Festungen erobert. Keiner hatte damit gerechnet, dass die tatsächlichen Kampfhandlungen nu so kurz dauern sollten. Admiral Hood blieb nichts übrig als in der folgenden Nacht seine Soldaten einzuschiffen und die Stadt aufzugeben. Von der erbeuteten französischen Flotte kann er nur 4 Linienschiffe und 15 Fregatten mitnehmen.

Die Eroberung der Stadt war ein wichtiger Meilenstein in Napoleons Karriere. »Ich finde keine Worte um Buonapartes Verdienste zu beschreiben. Großes technisches Geschick, ein gleich hoher Grad an Intelligenz und ein Übermaß an Tapferkeit - da haben Sie die blasse Skizze dieses vortrefflichen Offiziers«, schrieb General Dugommier nach dem Kampf nach Paris. Am 22. Dezember wurde Napoleon zum Brigadegeneral befördert und zog als „Held von Toulon“ in Paris ein.

Heute ist Toulon, mit 170.000 Einwohnern, der wichtigste französische Marinestützpunkt im Mittelmeer.