Ib. Die Lafette (engl. carriage, frz. affût) und ihre Bestandteile

Das bevorzugte Holz für Lafetten (oder Raperte, Rollpferde) war Ulme, da es im Gegensatz zu Eiche weniger stark splitterte. Es wurde daneben Eichenholz verwendet; Spanier sollen, die Ressourcen ihrer Kolonien nutzend, auch Mahagoni, Briten und Franzosen Zedernholz zum Bau von Lafetten benutzt haben.
Die üblichste Form der Lafette besaß vier Ränder. Im 17. Jhdt bestanden diese Raperte aus einem geschlossenen Bett mit zwei darauf befestigten Seitenstücken. Vorn befand sich ein Querholz (Kalb). Der Boden des Rohrs ruhte auf Keilen. Zu Beginn des 18. Jhdts verschwand bei den englischen Lafetten der massive Boden, während er sich in Frankreich und Spanien länger hielt. Bei den Lafetten neuerer Form ruhten die Seitenstücke direkt auf den Achsen, wie in den großen Abbildungen unten gezeigt. Die Räder der Lafetten waren vorn größer als hinten, um die Wölbung des Decks auszugleichen.

Lafetten mit nur zwei Rädern waren vor allem bis ins 17. Jhdt. für leichtere Kaliber verbreitet. In der französischen Marine scheint es sie um 1750 aber auch für schwerere Kaliber gegeben zu haben. Ihr Vorteil bestand in einem geringeren und weniger heftigen Rücklauf, weil die Stärke des Rückstoßes durch die Reibung zwischen Decksplanken und dem radlosen Hinterteil der Lafette gemindert wurde.
Die Idee, den Rückstoß auf diese Weise abzuschwächen, wurde im Verlauf des 19. Jhts. wieder aufgegriffen.

Rapert niederländischer Bauart, etwa Mitte 18. Jhdt.
Die hölzernen Lafetten besaßen verschiedene Arten von Metallbeschlägen. Die einnzelnen hölzernen Bauteile wurden durch lange eiserne Bolzen zusammengehalten, das Rohr wurde durch die Flappe gesichert, und verschiedene Aug- und Ringbolzen dienten zur Bedienung des Geschützes, indem dort Einhol- Aushol- oder Richttakel eingehängt wurden. Ansonsten wurde das Geschütz mittels dieser Aug- und Ringbolzen auf der Fahrt auch gesichert.

Es gab immer wieder Versuche, die schwerfälligen Radlafetten durch effektivere Konstruktionen zu ersetzen - hier sind vor allem die Schlittenlafetten Chapmans zu nennen - dennoch blieben die vierrädrigen Lafetten bis zum Ende der Vorderladerkanone vorherrschend, weil sie universell einsetzbar waren. Ein Geschütz konnte einfach vom Platz bewegt werden, falles es erforderlich war, die Raperte konnten mit Bordmitteln gut repariert werden, und im Verhältnis zu den erwähnten Schlittenlafetten waren die Radlafetten leichter und benötigten weniger Platz. Lediglich für die schweren Oberdecksgeschütze setzten sich im 19. Jhdt. pivotierte Schlittenlafetten durch.

Lafetten waren nach dem Gewicht und den Abmessungen des Rohrs dimensioniert, das sie tragen sollten. Dabei waren dann nicht nur die Lafetten unterschiedlicher Kanonenkaliber unterschiedlich bemessen, sondern anscheinend auch Lafetten für Rohre desselben Kalibers mit unterschiedlicher Länge.

Auf der folgenden Abbildung sieht man eine typische Kanonenlafette englischer Bauart in Seitenansicht und Draufsicht. Englische und Französische Begriffe in Klammern im Singular.

Die Lafette (Seitenansicht)

a: Flappenschließbolzen (nur Seitenansicht; engl. capsquare key, frz. clavette de la sus bande)
b: Flappe (engl. capsquare, frz. susbande)
cc: Achsen (engl. axletree, frz. essieu)
dd: Augbolzen (frz. piton à oeil) des Ausholtakels (engl. gun tackle loop)
e: Vorstecker (engl. linch pin, frz. esse)
ff: Brook-Ringbolzen (engl. breeching ringbolt)
gg: Wangen (engl. bracket, frz. flasque)

Die Lafette (Draufsicht)

H: Räder (engl. truck, frz. roulette)
ii: Schließbolzen (frz. boulon d'assemblage) der Seitenstücke, hinten (engl. bed bolt)
ll: Schließbolzen (frz. boulon d'assemblage) der Seitenstücke, vorn (engl. transom bolt)
m: Kalb (engl. transom, frz. entretoise)
Z: Augbolzen (frz. piton à oeil) des Einholtakels (engl. train tackle loop)