1805 - Trafalgar

Der brüchige Frieden von Amiens

1802: Endlich fand Europa Frieden. Mit dem in Amiens abgeschlossenen Friedensvertrag war der neunjährige Krieg zwischen England und Frankreich beendet. Die Engländer hatten die Regierung Pitt abgewählt und der neue Premierminister Addington war fest davon üb erzeugt, dass der Frieden von Dauer sein würde. Um dies zu garantieren war England zu großen Zugeständnissen bereit. Alle überseeischen Eroberungen, bis auf Ceylon und Trinidad, wurden zurückgegeben, Malta sollten dem Malteserorden zurückgegeben werden. Auf der französischen Seite stand das Versprechen, den "Status Quo" auf dem europäischen Festland und den Überseegebieten zu bewahren.

Unmittelbar nach Abschluss des Vertrages wurde die englische Flotte drastisch reduziert. Mehr als 60 Linienschiffe, etwas weniger als 40 Schiffe blieben aktiv, und über 40.000 Seeleute wurden außer Dienst gestellt. In den Häfen freute man sich, war die Gefahr auf See von französischen Schiffen aufgebracht zu werden gebannt und in den heimatlichen Gasthäusern wurde man nicht mehr gewaltsam zur Royal Navy gepresst.

Engländer reisten wieder ohne Gefahren durch Europa und wurden auch in Frankreich mit größter Freundlichkeit empfangen. Doch während in England der Frieden und die aufblühende Wirtschaft gefeiert wurden, produzierte die französische Rüstungsindustrie stetig weiter. Allein die Werften hatten den Auftrag pro Jahr 25 Linienschiffe vom Stapel zu lassen. Den Engländern war klar, dass bei dieser Produktivität in wenigen Jahren die eigene Seeherrschaft verloren war.

Dieses Aufrüsten konnten die Engländer nicht als Vertragsbruch auslegen und überhaupt überwog noch immer die Freude am Frieden. In der Royal Navy beobachtete man die Ereignisse jedoch mit größter Sorge, war doch immer noch ein Großteil des englischen Wohlstandes von den Besitzungen in Übersee abhängig.

Entscheidender für das Ende des kurzen Friedens war die Tatsache, dass Napoleon Bonaparte keine Gelegenheit ausließ um, entgegen den vertraglichen Abmachungen, den Einflussbereich Frankreichs in Europa zu vergrößern. England hatte in den Verhandlungen zäh für eine Unabhängigkeit Italiens gekämpft. Dennoch setzte sich Napoleon selbst auf den italienischen Königsthron. Französische Truppen blieben weiterhin in Holland stationiert und nachdem die Engländer wohlwollend auch über diesen Tatbestand hinwegsahen, war Napoleon ermutigt in die Schweiz einzumarschieren.

Die Regierung Addington legte Protest ein, doch Napoleon sah von der völligen Unterwerfung der Schweiz nicht ab. So wurden auf der Insel die Stimmen lauter, die einen entschiedenen Kurs gegen den Korsen verlangten. Man erinnerte sich jetzt immer öfters an Pitt, der ein erbitterter Gegner Napoleons war. In Anbetracht des wachsenden Unmutes wurde der Ton gegenüber Paris rauer. Frankreich sollte für die Verletzung der vertraglichen Regelungen zur Kasse gebeten werden.

Napoleon reagierte trotzig. Er entschuldigte sein Vorgehen mit der auf englischer Seite noch ausstehenden Räumung Maltas. An diesem Punkt sollte man noch einmal auf die bedeutende Rolle Maltas zu sprechen kommen. Für die Franzosen war Malta praktisch wertlos. Hatte man doch selber genügend Häfen im Mittelmeer. Für England war Malta jedoch strategisch enorm wichtig. Den Engländern war dies natürlich bewusst und das Vertrauen in den Vertrag wurde jeden Tag geringer. Es war nach den französischen Vertragsbrüchen unmöglich geworden das Risiko einzugehen einen wichtigen Hafen, Minorca war bereits an Spanien zurückgegeben und Gibraltar war zu weit entfernt, im Mittelmeer zu verlieren.

Der Krieg war unausweichlich. Napoleon rüstete auf, war aber mit der Produktion noch weit hinter seinen Zielen zurück. Jeder weitere Friedensmonat brachte den Korsen seinen Zielen näher. Am 16. Mai 1803 erklärte England den Krieg und begann die Flotte aufzurüsten.

Am Tag der Kriegserklärung lief ein Verband von Linienschiffen unter dem Kommando von Vizeadmiral Cornwallis aus um die Blockade der französischen Häfen wieder aufzunehmen. Am Abend des 16. Mai betrat Nelson die Victory um den Oberbefehl im Mittelmeer zu übernehmen.

Der Invasionsplan

Napoleon wurde durch die Kriegserklärung überrascht. Ein Großteil seiner Flotte war auf der ganzen Welt im Einsatz, während die englischen Schiffe bereits wieder die französischen Häfen dicht machten.

Die Engländer waren davon überzeugt, dass Napoleon jederzeit den gewagten Sprung über den Kanal wagen würde. So wurden viele Soldaten einberufen um die Heeresverbände an den Küsten zu verstärken. Auf der anderen Seite des Kanals zog Napoleon seine Truppen zusammen. In Boulogne, Calais, Dünkirchen und zahlreichen anderen Häfen arbeitete man unermüdlich daran die Invasionsflotte zu bauen. 2000 Transportschiffe sollten nötig sein um das französische Heer überzusetzen. Zu diesem Zweck wurden hauptsächlich Prähmen gebaut, welche jedoch den Beweis ihrer Hochseetauglichkeit zum Glück nicht erbringen mussten.

So standen sich die Gegner erneut gegenüber. Die Engländer beobachteten sorgsam jede Regung in den feindlichen Häfen, aber Napoleon war noch lange nicht in der Lage die Invasion durchzuführen. Auch wenn er von Seekrieg keine große Ahnung hatte, so war ihm dennoch bewusst, dass ohne Unterstützung durch eine mächtige Flotte aus Linienschiffen, seine Landungsboote bald auf dem Grund des Kanals liegen würden.

Als wichtigstes Lager wurde Boulogne gewählt. Allein hier zog Napoleon 90.000 Soldaten zusammen. Hier bezog er auch selbst Lager und musterte seine Truppen.

England hatte die Lage auf See wieder unter Kontrolle. Napoleon träumte von einem kurzen Zeitfenster um seine Truppen zu verschiffen, doch die Schiffe der Royal Navy schoben bei Tag und Nacht, Sommer und Winter ihren Dienst und beobachteten jeden Schritt der französischen Flotte. Einzelne Schiffe aus Übersee konnten die Blockade durchbrechen, doch saßen sie spätestens in den Häfen fest.

Langsam wurde man sich in England darüber bewusst, dass die Kontrolle der französischen Häfen langfristig nicht ausreichen würde um Napoleon Einhalt zu gebieten. Es war Mühsam für Frankreich, doch die Flotte wurde stärker und früher oder später würde die Herrschaft über die Meere nicht mehr ausreichen um Napoleon zu besiegen. Eine weitere defensive Haltung würde Frankreichs Vormachtstellung in Europa stärken, den Orient schwächen und vielleicht auch wieder Asien bedrohen.

Die Sorgen wurden so groß, dass Addington schließlich zurücktrat und am 7. März 1804 wurde Pitt wieder Premierminister. Napoleons Krönung zum Kaiser und die Hinrichtung des Herzogs von Enghien kamen Pitt entgegen. Ihm gelang es in kürzester Zeit die Dritte Koalition gegen Napoleon zu schmieden. Mit Russland wurde eine Strategie für das Mittelmeer abgestimmt, mit Österreich sollte Frankreich in Mitteleuropa geschwächt werden. Die von England finanzierte Aktion sollte die Räumung Italiens, Deutschlands und Hollands zum Ergebnis haben.

Napoleon hing zu diesem Zeitpunkt immer noch an der Idee der Invasion. Sein Plan sah nun vor, eine große Anzahl von Linienschiffen zu sammeln um zumindest für kurze Zeit die Herrschaft über den Kanal erreichen zu können. Zu diesem Zweck sollte Admiral Latouche-Tréville aus Toulon, also bei dem im Mittelmeer agierenden Nelson, ausbrechen, die Flotten in Ferrol und Rochefort befreien um als starker Verband in Boulogne einzulaufen. Der Plan barg große Risiken und konnte nur im besten Fall gelingen. Tatsächlich scheiterte Admiral Latouche-Tréville bereits beim ersten Ausbruchversuch an Nelson und zog sich wieder in den Hafen von Toulon zurück.

Ein wichtiger Pfeiler der neuen Koalition war weiterhin die Herrschaft im Mittelmeer. Um diese sicherzustellen, war es wichtig auch Spanien im Griff zu haben. Pitt setzte die Spanier unter Druck, befürchtete man doch den Zugriff auf die spanische Flotte durch Napoleon. Ein kleiner Verband sollte darüber hinaus die spanische Silberflotte abfangen. Die Maßnahmen führten schließlich zur Kriegserklärung der Spanier an England am 12. Dezember 1804. Sofort wurde die englische Hafenblockade auf Cadiz ausgeweitet.

Napoleon wurde langsam nervös, war seine geplante Invasion doch der ganzen Welt ersichtlich und dennoch konnte er aufgrund der englischen Herrschaft im Kanal nicht zum Zuge kommen. Also entwarf er einen neuen Plan. Admiral Villeneuve, der Nachfolger des verstorbenen Latouche-Tréville, sollte mit seiner Flotte aus Toulon ausbrechen und die ebenfalls blockierte Flotte von Cartagena befreien. Mit der vergrößerten Flotte sollte er Cadiz befreien um dann mit der gewaltigen Flotte in die Karibik zu segeln. Napoleon glaubte tatsächlich, dass die Engländer einen großen Teil ihrer Flotte aus dem Kanal abziehen würden um die Gebiete in Übersee zu retten.

Die Jagd beginnt

Villeneuve gelingt es am 30. März 1805 Toulon zu verlassen. Nelson war sich über die Pläne von Villeneuve nicht sicher. Aber zu seiner Beruhigung war ihm klar, dass der französische Admiral auf dem Weg zum Kanal noch an Orde, Calder und Cornwallis vorbei musste. So war der Kanal eigentlich sicher, die Gefahr bestand für die westindischen Besitzungen.

Villeneuve erreichte währenddessen Cartagene, doch waren die dortigen Schiffe nicht in der Lage auszulaufen. Er setzte seinen Kurz weiter nach Cadiz und verband sich dort mit dem Verband des spanischen Admirals Gravina. Die Flotte nahm jetzt Kurs auf die Karibik, doch wurde er dabei von Sir John Orde beobachtet.

Am 18. April erfährt auch Nelson von dem Zusammentreffen von Villeneuve und Gravina. Er bewegt seine Flotte immer weiter nach Westen um weitere Information zu erhalten. Er erhält immer mehr Indizien über das Ziel Villeneuves und die letztendliche Gewissheit erhält er im portugiesischen Lagos. Am 9. Mai, einen Monat nach dem Aufbruch der spanisch-französischen Flotte, entscheidet er sich selbst Kurs auf die Karibik zu nehmen.

Villeneuve erreichte am 14. Mai Martinique. Jetzt musste er 40 Tage warten um die eigentliche Aufgabe, die Sicherung des Kanals, angehen zu können. Aber was sollte er jetzt tun? Gefährliche Aufgaben konnten seine Flotte empfindlich schwächen und so vermied er zu große Risiken. Nelson schaffte indes die Überfahr in 24 Tagen und erreichte Barbados. Berichten zufolge nahm Villeneuve Kurs auf Trinidad, tatsächlich hatte er jedoch Antigua als Ziel gewählt. Kurz nach Nelsons Ankunft erfuhr auch Villeneuve von der Präsenz seines Gegners. Vor lauter Angst schiffte er gegen seine eigentlichen Befehle die Soldaten ein und nahm wieder Kurs auf Ferrol.

Diesmal zögerte Nelson nicht lange. Nach nur einer Woche Aufenthalt in der Karibik setzte er den Franzosen nach und setzte am 13. Juli Kurs auf Gibraltar. Nelson hatte die Brigg Curieux auserkoren um seinen Bericht nach England zu transportieren. Am 19. Juni gelang es der Curieux Villeneuves Verband zu sichten und zu verfolgen. Jetzt war klar, dass Villeneuve nicht nach Cadiz segeln wollte, sondern eher Brest oder gar den Kanal im Visier hatte.

Die Curieux erreichte am 7. Juli Plymouth. Wenig später war die Information bei der Admiralität und Gegenmaßnahmen konnten ergriffen werden. Bereits am 15. Juli wurde Calders Flotte vor Kap Finisterre verstärkt. Eine Woche später sichtete die englische Flotte die ersten Schiffe von Villeneuves Verband.

Calders Chance

Sir Robet Calder war am 22. Juli 1805 nur einen Wimpernschlag davon entfernt Nelsons Platz in der Geschichte einzunehmen. Im Nebel konnte die gegnerische Flotte ausgemacht werden und Calder ging direkt auf Angriffskurs. Doch der dichte Nebel, und auch das Unvermögen Calders eine Schlacht zu dirigieren, führten zu keinem gossen Ergebnis. Während beide Flotten auf entgegen gesetzten Kurs in der Schlachtlinie fuhren, kam es doch nur zu einem kurzen Gefecht. Bis 21:00 Uhr kreuzten die Flotten ohne große Seeschlacht. Zwar gelang es Calder zwei spanische Schiffe aufzubringen, dem Großteil der alliierten Flotte gelang die Flucht. Er unglückliche Calder wurde später vor ein Kriegsgericht gestellt. Die verpasste Entscheidungsschlacht am 22. Juli wurde ihm dabei gar nicht mal zur Last gelegt, sondern seine Entscheidung am folgenden Tag die Prisen zu sichern und die Reparaturen vornehmen zu lassen. Villeneuve war durch dieses Gefecht dennoch von seinem Plan abgebracht und nahm Kurs auf Cadiz.

Nelson erreichte am 19. Juli Gibraltar. Doch er erhielt keine Informationen über Villeneuve. Er war sich nun sicher, dass sein Gegner in Richtung Kanal laufen würde. Er fasste den Entschluss seine Schiffe an Calder zu übergeben.

Napoleon glaubte zu diesem Zeitpunkt, dass sein Plan aufgehen könnte und erschien persönlich in Boulogne. Er sandte Villeneuve Befehle sofort nach Norden auszulaufen um endlich den Kanal zu erreichen. Doch sein Admiral dachte gar nicht daran die Befehle seines Kaisers auszuführen und setzte den Kurs nach Cadiz fort.

Nelson wurde wenig später zurück nach England geschickt und erreichte am 18. August Portsmouth, wo er wie ein Held gefeiert wurde.

Napoleon saß nun in den Startlöchern und erwartete die Ankunft seines Admirals. Umso größer war seine Wut, als er von seinem Marineminister Decrés darüber informiert wurde, dass Villeneuve nach Cadiz segelte. Napoleon tobte vor Wut, aber gleichzeitig musste er sich den Gefahren der Dritten Koalition gegenüberstellen. Immer mehr Informationen über die russischen und österreichischen Gruppen erreichten ihn. So war es doch Villeneuves Befehlsverweigerung die letztendlich zu Napoleons größtem Erfolg, der Sieg in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz, führte. Seine 200.00 gut ausgebildeten Soldaten wurden vom Kanal abgezogen und machten sich auf den Weg nach Österreich.

Villeneuve erhielt unmittelbar neue Befehle. Er sollte mit der Flotte nach Neapel segeln um die Offensive gegen die Österreicher zu unterstützen.

Am 13. September geht Nelson an Bord der Victory um die Blockade von Cadiz zu unterstützen. Am 25. stand die Flotte bereits vor Lissabon. Sein Ziel war es nun Villeneuve auf See zu locken um ihn endlich zu vernichten.

Eine verhängnisvolle Entscheidung

Admiral Villeneuve entschließt sich den sichere Hafen von Cadiz zu verlassen. Am Morgen des 19. Oktober verlassen die ersten Schiffe seiner Flotte den Hafen um die britischen Fregatten auszumanövrieren oder gar zu vertreiben. Tatsächlich erweist sich der Augenblick als höchst unvorteilhaft, denn eine Flaute durchkreuzt seinen Plan. Erst gegen Mittag des folgenden Tages ist die gesamte alliierte Flotte auf See.

Britisches Schiff

Alliiertes Schiff

Die Fregatte Sirius meldete unmittelbar, dass feindliche Schiffe aus Cadiz ausliefen. Die gut organisierte Meldekette funktionierte und schon wenig später war die Nachricht bei der Hauptflotte angekommen. Nelson gab sofort den Befehl die Flotte nach Südosten zu bewegen um den Gegner abzufangen. Während die Allierten noch dabei waren ihre Flotte zu sammeln, erreichten die Engländer bereits die Meerenge. Nelson entschied nicht abzuwarten, sondern setzte seine Flotte nordwestlich in Bewegung um die Entscheidung herbeizuführen.

Die französischen und spanischen Schiffe segeln zuerst nach Süden. Als der Wind günstig steht, gibt Villeneuve Befehl direkten Kurs auf Gibraltar zu nehmen. Bereits hier zeigt sich, dass die Alliierten nicht in der Lage waren komplexere Flottenmanöver reibungslos durchzuführen, denn die Kurskorrektur führte zur kurzfristigen Auflösung der Schlachtlinie.

Weather
Column

Lee
Column

Victory
Temeraire
Neptune
Leviathan
Conqueror
Agamemnon
Britannia
Ajax
Orion
Minotaur
Africa
Spartiate

Royal Sovereign
Bellisle
Colossus
Mars
Tonnant
Bellerophon
Achille
Polyphemus
Revenge
Swiftsure
Defence
Thunderer
Defiance
Prince
Dreadnought

Die Schlacht von Kap Trafalgar

Um 6:00 Uhr des 21. Oktobers, kurz nach Sonnenaufgang, beginnt sich die englische Flotte zu formieren. Nelson, an Bord seines Flaggschiffs der Victory, befiehlt 12 Linienschiffe (Weather Column). Die anderen 15 britischen Linienschiffe (Lee Column) unterstehen dem Kommando von Vizeadmiral Cuthbert Collingwood auf der Royal Sovereign.

Der Schlachtplan war den britischen Kapitänen bereits seit einigen Wochen bekannt und sollte jetzt in die Tat umgesetzt werden. Die beiden britischen Linien sollten die Schlachtlinie der Franzosen und Spanier durchbrechen. Dieses riskante Manöver sollte erfolgreich ausgeführt dem Gegner schwere Schäden zufügen. Sollte der Plan aufgehen, wäre die alliierte Linie an zwei Stellen durchtrennt und die Briten konnten ihre volle Feuerkraft gegen kleine gegnerische Gruppen einsetzen.

Im Angesicht der britischen Flotte befiehlt Villeneuve um 8:00 Uhr eine Wende um die eigenen Schiffe nicht von Cadiz abzuschneiden. Er war sich sicher bewusst, dass es jetzt zur Entscheidungsschlacht kommen sollte, und wollte sich durch das neuerliche Manöver zumindest die Flucht in den sicheren Hafen als Option offenlassen.

Wie zu erwarten endet auch dieses Manöver in einem furchtbaren Durcheinander. Als Ergebnis war die alliierte Schlachtlinie praktisch nicht mehr existent, sondern ein unvorteilhafter Bogen. Zwischen Vorhut und Zentrum klafft nun eine gewaltige Lücke und Teile der Nachhut sind gleichauf mit dem Zentrum.

Zu allem Überfluss flaut der Wind ab. Mit diesem Problem müssen beide Seiten leben. Da die schnelleren britischen Schiffe an der Spitze des Angriffs stehen, entstehen auch hier Lücken in der Schlachtlinie.

Gegen 11:30 stehen die beiden Flotten weniger als 3 Meilen voneinander entfernt. Nelson gibt den legendären Befehl "England expects that every man will do his duty".

Eine halbe Stunde später gibt Villeneuve den Feuerbefehl. Monarca und Fougueux eröffnen das Feuer auf die Spitze der britischen Flotte.

Kurz vor Mittag gibt Nelson seine letzten Befehle und ordnet an direkt an den Feind heran zu gehen. Trotz des mühevollen Annäherns stehen die Briten kurz davor einen gewaltigen strategischen Vorteil zu erreichen, denn der Gegner hat noch keine Maßnahmen ergriffen um das Durchbrechen der Linie zu verhindern.

Die vordersten Schiffe aus Collingwoods Verband müssen nun gewaltiges Feuer erdulden ohne ihre eigenen Breitseiten einsetzen zu können. Ohne Rücksicht auf sich selbst steuern sie die gegnerische Linie an. Tatsächlich gelingt es der Royal Sovereign zwischen der Santa Ana und der Fougueux die Linie zu durchbrechen.

Collingwoods Schiffe scheren nun aus und attackieren die Nachhut. Die englischen Kapitäne haben die Order selbst die Initiative zu ergreifen und den Nahkampf zu suchen. Davon sind die Franzosen und Spanier noch weit entfernt, noch halten sie sich an ihre Befehle und verändern nicht den Kurs.

Admiral Nelson steuert die Vorhut an, dreht aber im letzten Moment ab und nimmt wieder Kurs auf das Zentrum der gegnerischen Flotte. Die Vorhut der Alliierten kann nicht mehr rechtzeitig wenden um die Flotte zu unterstützen.

Endlich erreicht die Victory die feindliche Linie im Zentrum der gegnerischen Flotte. Nelson hält nach Villeneuves Flagge Ausschau, die Bucentaure ist jedoch nicht als Flaggschiff gekennzeichnet. Die Victory nimmt Kurs auf die kleine Lücke zwischen Bucentaure und der spanischen Santissima Trinidad und ist dabei heftigem Feuer ausgesetzt.

Dem spanischen Kapitän gelingt es sein Schiff zurückfallen zu lassen und die Lücke zu schließen, dafür gelingt es der Victory hinter das Heck der Bucentaure zu gelangen und die Breitseiten des englischen Flaggschiffs krachen in das Heck von Villeneuves Schiff. Die 68 Pfund- Karronaden der Victory suchen längsseits ihren Weg durch das Schiff und strecken etliche Matrosen nieder.

Die Neptune kommt der Bucentaure zu Hilfe, nimmt die Victory unter schweres Feuer und beschädigt Vormast and Bugsprit. Die Victory geht nach Backbord, doch es gelingt ihr nicht sich direkt neben die Bucentaure zu legen.

Gleichzeitig stellen Conqueror und Leviathan die Santissima Trinidad, zu diesem Zeitpunkt das größte Schlachtchiff der Welt, und fügen dem spanischen Schiff schwere Schäden zu. Mehrere spanische und französische Schiffe greifen in den Nahkampf ein um die Santissima Trinidad zu unterstützen. Aber auch englische Schiffe nehmen Kurs auf diesen Kampf und so wird das spanische Flaggschiff zum Mittelpunkt eines tödlichen Nahkampfs.

Die hinter dem französischen Flaggschiff fahrende Redoubtable greift nun die Victory an. Das britische Schiff ist nun in arger Bedrängnis und wird zugleich von drei Schiffen bekämpft. Kapitän Thomas Hardy gibt den Befehl von der Bucentaure abzufallen und die an Steuerbord liegende Redoubtable anzugehen. Die Besatzung der Redoubtable sieht sich sogar in der Lage Nelsons Schiff zu entern. Beide Schiffe kollidieren und liegen nun nebeneinander, aber der deutlich höhere Deckaufbau der Victory ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil für die britischen Matrosen und Soldaten. In höchster Not kommt die Temeraire zur Hilfe und lenkt das Feuer der Neptune auf sich. Die Redoubtable wird ins Kreuzfeuer genommen und ist kurz darauf besiegt.

Die Bucentaure setzt währenddessen ihren Kurs fort und wird dabei von der englischen Neptune verfolgt.

Die Victory scheint gerettet, konnte der Enterangriff erfolgreich abgewehrt werden, doch ein Schütze an Bord der Redoubtable erkennt Nelson an seiner Uniform und feuert gegen 13:15 einen Schuss auf ihn ab. Gegen alle Widerstände und Ratschläge hatte Nelson darauf bestanden in voller Montur, und damit als leicht auszumachendes Ziel, die Schlacht in vorderster Reihe zu schlagen.

Der an der Schulter getroffene Admiral wird sofort unter Deck gebracht und Kapitän Thomas Hardy übernimmt das Kommando auf der Victory.

Im Süden gehen Collingwoods Schiffe wie geplant in den Nahkampf über und binden die Nachhut. Sie liefern sich heftige Gefechte, doch die Schlacht wird im Zentrum entschieden.

Alle Kampflinien sind jetzt aufgelöst und fast jedes Schiff ist in Nahkämpfe verwickelt. Jetzt endlich, zwei Stunden nach Beginn der Schlacht, nimmt die Vorhut der alliierten Flotte aktiv an der Schlacht teil. Unter dem Kommando von Dumanoir an Bord der Formidable formiert sich die Vorhut für einen Gegenangriff. Kapitän Hardy erkennt rechtzeitig die Gefahr und signalisiert seinen Schiffen eine neue Linie zu bilden um den Angriff abzuwehren. Hier zeigt sich deutlich die Überlegenheit der britischen Seemannschaft. Trotz der widrigen Umstände gelingt es den Schiffen Ajax, Minotaur, Agamemnon und Spartiate eine Linie zu bilden und den Angriff von Dumanoir abzuwehren.

Die Bucentaure ist nach dem Beschuß durch Neptune, Leviathan und Conqueror besiegt und Admiral Villeneuve muss die Flagge streichen. Dumanoir ist zu diesem Zeitpunkt bereits dabei das Schlachtfeld zu verlassen. Gemeinsam mit Scipion, Mont Blanc und Duguay Trouin setzt er Kurs nach Cadiz.

Um 16.15 eilt Hardy unter Deck um dem sterbenden Admiral die Siegesnachricht mitzuteilen. "I have done my duty. I thank God for it!", antwortet Nelson. Um 16.30 erliegt Admiral Horatio Nelson seiner schweren Verletzung. Eine Stunde später ist die Schlacht mit der Explosion und dem Untergang der Achille beendet.