Rangeinteilung der Kriegsschiffe

Mit der Entwicklung der Kiellinientaktik der Flotten im 17. Jahrhundert begann man, die Kriegsschiffe entsprechend ihrer Fähigkeit, im Kampf in der Linie zu segeln, in Ränge einzuteilen. Die entscheidenden Faktoren hierbei waren die Größe, die damit verbundene Widerstandsfähigkeit und die Anzahl der Kanonen, die das Schiff tragen konnte. Als Beispiel sei die Rangeinteilung der Royal Navy aufgeführt, wie sie im 18. Jahrhundert galt; die Einteilungen der meisten anderen Marinen waren ähnlich.

1. Rang: 100 und mehr Kanonen

2. Rang: 98 - 90 Kanonen

3. Rang: 80 - 64 Kanonen

4. Rang: 60 - 50 Kanonen

5. Rang: 40 - 32 Kanonen

6. Rang: 28 - 20 Kanonen

Die Schiffe des 1. bis 4. Ranges waren die eigentlichen Linienschiffe. Die 50-Kanonen-Schiffe galten bereits um die Mitte des 18. Jahrhunderts als zu schwach für die Schlachtlinie, ebenso wie die kleinen 40-Kanonen-Zweidecker des 5. Ranges. Obgleich nie für die Linie gedacht, waren die Fregatten auch klassifiziert, und zwar im 5. und 6. Rang. Sloops, Kriegskutter und ähnliche Fahrzeuge mit bis zu 18 Kanonen waren nicht klassifiziert. Die klassifizierten Schiffe wurden von Offizieren im Kapitänsrang kommandiert, Sloops von Commandern und kleinere Schiffe von Leutnanten.

Die folgende Übersicht versucht, typische Schiffe sämtlicher Ränge (bis auf den 6., der nur eine etwas verkleinerte Fregatte ähnlich Cleopatra enthielte) im korrekten Größenverhältnis darzustellen. Für einige der Typen gibt es bereits detaillierte Beschreibungen in der Lexikon-Rubrik Schiffstypen. Der Stand der Darstellung ist etwa 1780-90. In den Kriegen ab 1793 gab es eine Tendenz zur Vergrößerung der Schiffen sämtlicher Ränge. Es wurden z.B. Schiffe des 1. Ranges bis 120 Kanonen gebaut, und die 38-Kanonen-Fregatte (18-Pfd) ersetzte jene von 32 Kanonen (12-Pfd.) als Standardschiff. Schiffe von 64, 50 und besonders die von 44 Kanonen galten bereits als obsolet und verschwanden langsam aus der Flotte.

Die folgende Tabelle listet die Daten der oben gezeigten Schiffe auf, zusätzlich sind die Daten typischer Schiffe angegeben, die dort nicht erscheinen (mit einem * gekennzeichnet). Die verwendeten Abkürzungen sind unten erläutert.

 

 

 


Kan = Kanonenzahl
L = Länge (engl. Fuß)
B = Breite (engl. Fuß)
Ts = tons (builder's measurement)
Bes = Besatzung
UD = Unterdecksbewaffnung (Kanonenzahl x Kaliber in engl. Pfund)
MD = Mitteldeck (dito)
OD = Oberdeck (dito)
AD = Achterdeck (dito)
BD = Backdeck (dito)
BrG = Breitseitengewicht (Gesamtmasse der Kugeln, die von sämtlichen Geschütze einer Schiffsseite in einer "Breiseite" abgefeuert werden kann- in engl. Pfund)

Anmerkungen. Die bildliche Rangübersicht und die Tabelle wurden vom Verfasser dieses Artikels für Line of Battle erstellt. Obgleich um Genauigkeit bemüht, sind gewisse Abweichungen beim Maßstab in der Übersicht nicht ausgeschlossen. Die Richtigkeit der Daten in der Tabelle kann nicht gewährleistet werden, da sich auch in der Fachliteratur abweichende Angaben oder gar Fehler finden. Was die Bewaffnungszahlen betrifft, so schwanken meist Angaben bei den leichten Kalibern der Aufbauten, die buchstäblich weniger ins Gewicht fallen als die Hauptbatterien, an deren Kaliber die geringsten Zweifel herrschen dürften. Das Breitseitengewicht wurde vom Verfasser ermittelt, alle dort auftretenden Irrtümer sind seine. Man beachte, daß die Bewaffnungsangaben aufgrund des gegebenen Zeitrahmens Carronaden (die später meist auf den Aufbauten die leichteren Kanonen ersetzten) vollständig außen vor lassen.