Napoleon: Der Untergang
Viele Bücher im Jubiläumsjahr 2015 beschäftigen sich mit der legendären Schlacht im belgischen Waterloo. Gilt diese doch für viele als entscheidender Moment des Untergangs Napoleons. Diese Sicht wurde nicht zuletzt durch die britische Rezeption der Schlacht und der Interpretation des Anteils des General Wellington an dem alliierten Sieg geprägt.
Der ebenfalls britische Historiker Munro Price warnt allerdings davor, die Schlacht von Waterloo im Jahr 1815 überzubewerten. Die Gründe des Untergangs Napoleons sind demnach nicht in militärischen, sondern weitgehend politischen Fehleinschätzungen nach 1812 zu suchen.
Welche Chancen hatte Napoleon nach dem verheerenden Russlandfeldzug und welche Optionen ließ er ungenutzt? Waren seine erste Abdankung und das anschließende Exil auf Elba zwangsläufig?
Munro beantwortet diese Fragen mit Nein. Sicher scheint ihm zu sein, dass die französische Vormachtstellung in Europa beseitig werden sollte, doch Napoleon trotzdem eine Rolle in dem Mächtesystem hätte spielen können.
Er bezieht sich dabei unteranderem auf bisher kaum berücksichtigte Quellen von Metternich -sowie Armand de Caulaincourt und sucht die Ursache vor allem im Charakter des Feldherren. Für Wien gab es triftige Gründe, das Regime in Paris nicht ohne weiteres zu zerschlagen. Zum Einen war Napoleon mit der Prinzessin Marie-Louise verheiratet, zum Anderen fürchtete Metternich die Ambitionen des russischen Zaren in gleichem Maße.
Price kommt zu dem Schluss, dass der französische Kaiser selbst einer Lösung im Weg stand. Napoleon nicht bereit war seinen Franzosen einen Frieden zu verkaufen, der den Verlust von teuer erkauften Gebieten zur Folge hatte oder der Geschmack einer Niederlage anhaftete.
Dabei betrachtete Napoleon kaum, dass auch die Franzosen längst kriegsmüde waren. Die Berichte über die Stimmung seiner Untertanen aus den französischen Provinz blendete der Kaiser aus. Zu sehr dachte er an Schlachten und zu wenig an Kriege, deren Siege und Niederlagen er nicht verwalten konnte.
Der 1963 geborene Munro Price ist Professor für Europäische Geschichte der Neuzeit an der Universität von Bradford. Price, dessen Forschungsschwerpunkt Frankreich ist, hat sich ebenfalls mit dem Untergang des Hauses Bourbon und den Umwälzungen in Frankreich nach dem Ende der napoleonischen Ära beschäftigt.
Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
Verlag: Siedler Verlag (23. März 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN: 3827500567