Wellington

Titel: Wellington

Autor: Elizabeth Longford

Verlag: Abacus

ISBN: 0349112916

Umfang: 608 Seiten


Kommentar:

Es handelt sich beim vorliegenden Buch um die gekürzte Fassung einer ursprünglich zweibändigen Biographie, "The years of the sword" (1969) und "Pillar of state" (1972).

"Wellington" ist eine Biographie über den ersten Herzog von Wellington, geteilt (siehe oben) in seine beiden relativ unterschiedlichen Lebenshälften, als Soldat (erfolgreich) und als Politiker (weniger). Gestorben ist er als Iron Duke und einer der wichtigsten Berater von Königin Victoria I.

Man erfährt nicht nur alles wissenwerte, was dieser Mann getan hat, man lernt ihn auch sehr gut kennen, da Longford auch private Quellen wie Briefe und Tagebücher verwendet, so daß man auch Zugang zu seinen intimsten Gedanken und Beziehungen erhält. Es ist ein faszinierendes Bild, das sich da ergibt. Doch trotz einer unübersehbaren Begeisterung der Autorin für ihr Studienobjekt werden auch die düsteren Seiten Wellingtons angesprochen.

Zu kritisieren ist für mich nur die zweite Hälfte, die wohl besonders stark unter der Kürzung gelitten hat. Ohne Hintergrundwissen über das englische politische System dieser Zeit und seine wichtigsten Vertreter ist man hier etwas verloren. Außerdem braucht es wohl auch ein gewisses Grundinteresse für das Thema, da es sonst ein wenig ermüdet, wirklich über jede politische Diskussion informiert zu werden. Oder liegt es nur an mir, daß ich den Soldaten einfach weitaus interessanter (und, ich gestehe, reizvoller) finde als den Politiker?
Auch hat der private Teil in der zweiten Hälfte etwas gefehlt. Mir persönlich war es zB einfach zu wenig, zu erfahren, daß W. offenbar kein gutes Verhältnis zu seinen Söhnen hatte. Und was wurde aus seinen kriegerischen Weggefährten, die Waterloo überlebt haben?

Trotz dieses Kritikpunkts ein wichtiges und gutes Werk, geschrieben in unvergleichlich englischem Stil, teilweise extrem trocken und bissig.
Aber, vielleicht empfiehlt es sich eher, die Antiquariate nach der zweibändigen Ausgabe abzusuchen. Ich bin sicher, daß dann auch der politische Teil interessanter wirkt, weil nicht so geballt.
Wenn ich an "meine" Longford denke, wird es wohl eher "Years of the sword" sein. Dieser erste Band erhält von mir 5:5 Punkten, "Wellington" 4:5.
Trotzdem, wer Interesse an Wellington hat sollte nicht an Longford vorbeigehen, egal in welcher Ausgabe.

Detail am Rande: Elizabeth Longford (1906-2002) war verheiratet mit Frank Pakenham, Earl of Longford, einem Urgroßneffen von Kitty Pakenham, der ersten Herzogin von Wellington. Was wohl zumindest einen Teil ihres exzellenten Quellenmaterials erklärt.