Darstellung von Wasser
- Details
 - Kategorie: Modelle
 - Veröffentlicht: Freitag, 27. August 2010 23:55
 - Zugriffe: 20377
 

Stefan Labich von der modellmarine.de zeigt uns wie man für ein Diorama Wasser mit Gips nachbilden kann.
Stefan Labich von der modellmarine.de hat im Internet eine neue Technik für die detaillierte Darstellung von  Seewasser gefunden und diese im Selbsttest probiert. Das Ergebnis kann  sich wirklich sehen lassen und ist auch für Dioramen aus dem "Age of  Sail" sehr hilfreich. Folgende Baubeschreibung hat uns Stefan  freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Die Segel müsst Ihr Euch dazu  denken, aber dieses kleine Manko wird durch das Wasser wieder gut  gemacht. 
 
 Teil 1: Das Gemetzel 
 Ohne Gnade bin ich dem Modell mit einer Trennscheibe und meiner Dremel zu Leibe gerückt. 
 Das hat zwar funktioniert, allerdings wurde der Kunststoff mehr  weggeschmolzen als weggeschliffen. Ein kleines Sägeblatt ist hier in  Zukunft wohl die bessere Wahl. Durch die Vibrationen haben sich etliche Teile von den Aufbauten gelöst  und müssen wieder hingeklebt werden. 
 Hier ein Bild des Grauens, kurz nach der OP: 
 
 
 Die Schnittkante wurde mit dem Bastelmesser und Schleifpapier noch  nachbearbeitet. Zu genau muß das nicht sein, da man nachher sowieso  nichts mehr davon sieht. 
 Seediorama Teil 2: Gipsverband 
 Aus Holzleisten habe ich mir einen kleinen Rahmen (50 x 15 cm)  zusammengeleimt. Dieser wird auf eine vorher leicht zerknüllte und  wieder auseinandergezogene Alufolie gelegt und beschwert damit er plan  aufliegt. Mit der Alufolie muß man vorsichtig sein, man macht sehr leicht kleine  Löcher und Risse hinein. Wenn es wie bei mir nur 2-3 Löcher sind kann  man diese mit Tesafilm abdichten. 
 Dann wird der Gips nach Anleitung angerührt und in die Form gegossen.  Ich habe das in zwei Schichten gemacht und dazwischen lange  Papierstreifen mit eingegossen. Ich hoffe daß das bei Zugbelastung die  Gipsplatte schützt. 
 Dann heißt es Geduld haben bis der Gips aushärtet... Ein erster kleiner Fehler ohne Konsequenzen hat sich nach ca. 3 Stunden  herausgestellt. Der Holzrahmen ist auseinandergefallen, da die  Feuchtigkeit aus dem Gips den Holzleim aufgeweicht hat und sich der Gips  beim Aushärten auch noch ausdehnt! 
 In diesem Zustand sieht die Gipsplatte so aus: 
 
 
 Einen Tag später habe ich mich getraut die Platte umzudrehen und die Alufolie abzuziehen. Hier das erstaunliche Ergebnis: 
 
 
 Das zersägte Modell darf nun Probeschwimmen: 
 
 
 Seediorama Teil 3: Acryl Struktur Gel 
 Für die Gestaltung der Bug- und Heckwelle habe ich mir - abweichend von  der Anleitung - Acryl Struktur Gel von Schminke besorgt. Das Gel wird  normalerweise von Kunstmalern verwendet um ihren Acrylfarben eine  pastöse Konsistenz zu geben und Strukturen auf der Leinwand malen zu  können. Das Acryl Gel aus der Tube ist weiß und hat die Konsistenz von  Zahnpasta. D.h. die Modelliereigenschaften sind eigentlich nur für  meinen Zweck ausreichend. 
 
 
 Die Wellen die ein Schiff in Fahrt (Verdränger) erzeugt sind keineswegs  zufällig. Es handelt sich um ein sogenanntes Kelvin Wellensystem das aus  Bug-, Heck- und Transversalwellen besteht. Der Abstand der  Transversalwellen ist abhängig von der Geschwindigkeit. Ein sehr guter  Artikel für Modellbauer ist auf Steelnavy zu lesen: Wake Patterns 
 
 
 Für feinere Strukturen wie das schäumende Schraubenwasser kann man mit  einem Borstenpinsel in eine dünnere Schicht Acryl Gel tupfen. 
 
 
 Jetzt heißt es Geduld haben und auf das Aushärten warten. Zusammen mit  dem Acryl Gel habe ich mir auch gleich die passenden Acrylfarben  (Künstlerbedarf, aus der Tube) besorgt. Die halten mich in dem Laden  schon für einen Künstler (Pastellkreide, Ölfarbe...) :) 
 Seediorama Teil 4: Es kommt Farbe ins Spiel 
 Zur Vorbereitung habe ich alles dünn mit Acryl Struktur Gel überstrichen  um einen einheitlichen Untergrund und Glanzgrad für die Farbe zu  bekommen. An Farben kommen von Daler-Rowney (waren einfach deutlich billiger als  die Schmincke Farben) zum Einsatz:
- Phtalocyanine Blue #142
 - Emerald Green (Smaragdgrün) #335
 - Titanium White #009
 
Und dann ging es mit einem Borstenpinsel los! Man kann die Farbe direkt  auf dem Untergrund mischen und nach Herzenslust mit der Paste  rumschmieren. Das macht unglaublich Spaß und weckt früheste  Kindheitserinnerungen... 
 
 
 Die blaue und grüne Farbe ist nicht richtig deckend, man kann so durch  die Stärke des Farbauftrages und dem durchschimmernden weißen Untergrund  einen richtigen 3D-Effekt erzielen. 
 Dabei sollte man folgendes beachten: Durch die Luftbläschen wird das aufgewirbelte Wasser um das Schiff  "undurchsichtiger", heller und grüner. Dies kann man recht einfach durch  die Zugabe von Deckweiß und weniger Blau erreichen. Wenn man diese  Mischfarben entsprechend Abstuft sieht das schon recht gut aus. 
 
 
 Ich war von dem Ergebnis selbst total verblüfft! Ich bin mit Sicherheit  kein Pinselkünstler, die Methode ist aber dermaßen einfach daß  eigentlich nichts schief gehen kann. 
 Wenn die Farbe morgen gut durchgetrocknet ist wird mit Deckweiß noch die Gischt und Schaumkronen aufgemalt. 
 Seediorama Teil 5: Schaumschlägereien 
 Die Farbe hatte einen Arbeitstag Zeit zu trocknen und so geht es jetzt  mit der Gischt und den Schaumkronen weiter. Mit dem Deckweiß habe ich in Trockenmaltechnik die Schaumkrönchen  hervorgehoben. Das geht mit der dicken Acrylfarbe nicht wirklich gut,  sie trocknet zu schnell. Für diese spezielle Technik sind Enamelfarben  wohl die bessere Wahl. 
 
 
 Auch hier wieder das gleiche Schema: Je aufgewühlter das Wasser umso  mehr Gischt und weiße Farbe wird verwendet. Besonders großzügig kann man  beim Schraubenwasser sein. 
 
 
 Das Modell wird nun großzügig mit Acryl Struktur Gel festgeklebt. Das  Gel quillt aus den zahlreichen Spalten zur Platte und verschließt diese.  Mit einem Borstenpinsel habe ich das Gel dann an die Umgebung  angeglichen. Zuletzt wird die komplette Wasseroberfläche nochmal mit einer dünnen  Schicht Acryl Gel eingepinselt. Das gibt eine hochglänzende "nasse"  Oberfläche. 
 
 
 Ein Schiff sieht in seinem Element einfach um Welten besser und dynamischer aus! 
 
 
 Irgendetwas muß ich mir jetzt mit dem Modell einfallen lassen, es fällt  qualitativ zu stark ab. Vielleicht besorge ich mir von GMM doch noch den  Ätzteilesatz dazu und baue das Modell teilweise neu auf. Und hier muß  natürlich noch gealtert werden! 
 
 
 Eines steht für mich jetzt schon fest: In 1/350 und 1/700 wird kein Schiffsmodell von mir mehr auf dem Trockenen liegen! 
 Jetzt fehlt bloß noch eine Bodenplatte mit Holzleisten am Rand. Da gehts morgen wieder zu Obi... 
 Seediorama Teil 6: Ende mit Überraschung 
 Mit Holzleisten und dem Rest einer dünnen MDF-Platte (Regalrückwand)  habe ich dem Seediorama einen stabilen Rahmen gebastelt. Dunkle  Holzlasur und seidenmatter Klarlack sorgen für ein edles  Erscheinungsbild. Mit reichlich Uhu auf der Bodenplatte habe ich dann die Gipsplatte  eingelegt... 
 ...und eine üble Überraschung erlebt! 
 Die Gipsplatte hat keine gleichmäßige Dicke und steht am hinteren Ende über den Holzrahmen hinaus! Da bleibt nur der Griff zum Pinsel und so habe ich die überstehende Gipskante eben mit Acrylfarbe nachgestrichen. 
 
 
 So einen kleinen Rückschlag muß man unter "Erfahrung" abhaken und daraus  lernen. Insgesamt bin ich mit dem Resultat meines kleinen Experimentes  jedenfalls sehr zufrieden. Ich finde die Methode sehr einfach aber  extrem wirkungsvoll. 
 Meine noch nicht gebauten Vollrumpfmodelle fürchten sich jedenfalls schon vor der Dremel... 
 Abgeschlossen am 26.06.2004