Schiffstypen

Schiffstypen - Im 18. und 19. Jhdt. gab es eine so große Zahl verschiedener Schiffstypen und Bezeichnungen - viele davon mit mehreren Bedeutungen! - so daß es nicht ganz einfach ist, sich zurechtzufinden. Die Liste der Schiffstypen versucht, Definitionen und Erläuterungen zum besseren Verständnis der Typenvielfalt zu geben. Für Verbesserungsvorschläge sind wir stets dankbar. Falls es zu einem noch fehlenden (oder zu korrigierenden) Begriff Fragen gibt, können diese gern im Forum unter "Seefahrt" diskutiert werden; wir werden versuchen, Klarheit zu schaffen!

44-Kanonen-Schiff*

(engl: 44 Gun Ship)

Das bekannteste Schiff dieser Klasse war sicherlich jene SERAPIS, die im berühmten Gefecht bei Flamborough Head im September 1779 der BONHOMME RICHARD John Paul Jones' unterlag. Obwohl diese Fahrzeuge insgesamt nur eine kleine, nicht sehr erfolgreiche Abirrung in der Entwicklung der Kriegsschiffe waren, spielten sie eine nicht unwichtige Rolle im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg.
Zwischen 1773 und 1786 wurden achtundzwanzig 44-Kanonen-Zweidecker gebaut. Zu einer Zeit, da sich die Fregatten (siehe dort) mir einem einzelnen Batteriedeck längst durchgesetzt hatten, waren diese Fahrzeuge ein britischer Anachronismus, der in den Flotten anderer Nationen keine Entsprechung hatte.

44-Kanonen-Schiff um 1780

Das 44-Kanonen-Schiff als schwerer Kreuzer

Wie auch einige experimentelle Bauten von 50-Kanonen-Schiffen beweisen, hofften die Briten zu dieser Zeit immer noch , kleine Zweidecker zu effektiven "Kreuzern" weiterentwickeln zu können; diese Auffassung wird dadurch unterstrichen, daß man auch 50er zu dieser Zeit als "Fregatten" bezeichnete. Die Funktion als Kreuzer war bei den 44ern noch deutlicher als bei den 50ern; während einige der letzeren trotz ihrer allgemein anerkannten Ineffizenz bei einigen Gelegenheiten noch an regelrechten Flottengefechten in der Schlachtlinie teilnahmen, waren die 44er nie für diese Rolle gedacht. Sie befanden sich im Gegensatz zu den 50ern, die Ende des 18. Jhdts in einer Zwitterstellung zwischen den echten Linienschiffen und den Kreuzern als "4th rates" klassifiziert waren, zusammen mit den Eindeck-Fregatten im 5. Rang, der nur eindeutige Kreuzer umfaßte. In den 1770er Jahren waren die 44er mit je einer 18- und 9-pfündigen Batterie den Eindeck-Fregatten, deren Hauptbatterien bestenfalls aus 12-Pfündern bestanden, an Feuerkraft theoretisch weit überlegen. Erst im November 1778 wurde in Großbritannien die erste Fregatte mit einer 18-Pfünder-Batterie bestellt; insgesamt wurden aber im Unabhängigkeitskrieg nur etwa ein halbes Dutzend davon bestellt und gebaut. Die eigentliche Zeit der britischen schweren Fregatten brach erst in den Revolutionskriegen ab 1793 an, womit den 44ern zunächst die Rolle als "schwere Kreuzer" blieben. Die Eindeck- Fregatten besaßen die unbestreitbaren Vorteile besserer Segeleigenschaften und eines höheren Freibords gegenüber dem relativ hohen und kurzen kleinen Zweidecker.

Die Vor- und Nachteile des Typs

Die wesentlichen Gründe, den kleinsten Zweidecker als Weiterentwicklung der älteren, schwächer bewaffneten 40er mit einem recht großen Bauprogramm wiederzubeleben, lagen in den besonderen Umständen des nordamerikanischen Kriegsschauplatzes: Die Schiffe boten viel Platz als relativ schnelle Truppentransporter (im Vergleich zu den sonst für diesen Zweck gecharterten Handelsschiffen) und besaßen eine geringen Tiefgang als größere Zweidecker. Das prädestinierte sie für Operationen in Küstennähe, wo sie dann im Bedarfsfall ihre nicht unerhebliche Feuerkraft zum Tragen bringen konnten. Für mögliche amphibische Unternehmungen waren die großen Besatzungen der 44er vorteilhaft, die logistische Aufgaben größeren Ausmaßes bewältigen konnten.

Ein Problem der 44er, wie aller Zwei- oder Dreidecker, die bei minimaler Länge ein Maximum an Geschützen tragen sollten, war die verhältnismäßig große Höhe ihrer Bordwand. Wegen der durch die menschliche Körpergröße festgelegten Mindesthöhe von Batteriedecks war die Bordwand eines 44ers oder 50ers nicht wesentlich niedriger als die enes 74ers, aber die kleineren Schiffe hatten viel weniger Tiefgang und waren bedeutend kürzer, so daß ihre Abdrift und ihre allgemeinen Segeleigenschaften schlecht waren - sowohl im Vergleich mit größeren Zweideckern als auch mit den Eindeck-Fregatten. Ein weiterer schwerer Mangel war die dichte Lage der Unterdeckspforten über dem Wasserspiegel. Dies führte dazu, daß 44er in schwererem Seegang die unteren Stückpforten nicht öffnen und gerade die stärkere Batterie nicht gebrauchen konnten, während die Fregatten mit ihrem besonders hohen Freibord nicht eingeschränkt waren. Die theoretische Überlegenheit des 44ers gegenüber einer gewöhnlichen 12-Pfünder-Fregatte war in solchen Umständen hinfällig.

Spezifikationen und Schicksal der 44er

Im Zeitraum des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges wurden 20 Schiffe der ROEBUCK-Klasse gebaut, die Sir Thomas Slade bereits 1769 entworfen hatte. Roebuck lief 1773 vom Stapel, der Rest wurde erst ab 1776, nach Ausbruch des Krieges, bestellt und lief ab 1778 vom Stapel.

Noch 1782, nachdem sich die Nachteile der 44er sicher schon deutlich gezeigt hatten, gab es einen weiteren Entwurf von Edward Hunt. Die Schiffe der ADVENTURE-Klasse wurden im Vergleich zu ihren Vorgängern nur geringfügig vergrößert und kamen auf 896 54/94 tons. 8 Schiffe wurden noch im Krieg bestellt und liefen 1784-87 vom Stapel.

Im Unabhängigkeitskriege gingen 4 der 44er in Gefechten verloren. SERAPIS unterlag zwar der BOHNOMME RICHARD im Gefecht beim Flamborough Head, aber der ihr anvertraute Konvoi konnte unbehelligt entkommen, was die Briten als Erfolg werteten. ROMULUS mußte sich im Februar 1781 in der Chesapeake-Bucht einem überlegenen französischen Geschwader ergeben, und CHARON verbrannte im Oktober 1781 bei Yorktown, nachdem das Schiff von amerikanischen Batterien in Brand mit glühenden Kugeln beschossen worden war. ARGO lieferte sich im Februar 1783 mit zwei französischen Fregatten ein mehrstündiges Gefecht bei schlechtem Wetter, so daß die Unterbatterie nicht benutzt werden konnte. ARGO mußte sich ergeben, wurde aber drei Monate später zurückerobert und erfreute sich noch einer langen Dienstzeit in der Royal Navy.

Nach dem Unabhängigkeitskrieg verschwanden die 44er noch eher als die ebenfalls obsoleten 50er, die aus ähnlichen Gründen eine kurze Renaissance erfahren hatten, als echte Kriegsschiffe von der Bildfläche. Zwar erlebten einzelne Schiffe Kampfeinsätze, die typischen Rollen für diese Fahrzeuge waren aber Truppentransport, schwimmendes Lazarett oder Vorratsschiffe. Für die letztgenannten Funktionen besaßen die Schiffe eine oft stark reduzierte Bewaffnung. Einige Schiffe, die länger als regelrechte Kriegsschiffe verwendet wurde, erhielten eine auf hauptsächlich aus Carronaden bestehende Bewaffnung. Carronaden waren auf 44ern übrigens bereits im Unabhängigkeitskrieg als Bewaffnung des im ursprünglichen Entwurf nicht bestückten Achterdecks erschienen.

Von den zehn 44ern, welche die napoleonischen Kriege überlebt hatten, wurden acht in den Jahren 1815-17 verkauft oder abgewrackt. Einer, SERAPIS (ii) überlebte bis 1826 als Gefangenenhospital auf Bermuda, EXPERIMENT war 1817-1834 Lazarett in Liverpool und wurde erst 1836 verkauft.

Daten (ROEBUCK-Klasse):

Länge: 140'.
Breite: 37' 9 1/2''
Tons: 879 20/94
Bewaffnung: Unteres Batteriedeck: 20*18pfünder, Oberes Batteriedeck: 22* 9pfünder, Back: 2*6pfünder
Besatzung: 3oo Mann.

64-Kanonen-Schiff

Wie das britische 74-Kanonen-Linienschiff entstand der Zweidecker von 64 Kanonen (wie der 74er als 3rd rate klassifizert) unter dem Ersten Seelord Anson und den von ihm geförderten Konstrukteuren Slade und Bately. Hauptsächlich können diese Schiffe als Vergrößerungen des alten 60ers betrachtet werden , aber in die Entwürfe flossen noch andere Konstruktionen ein; man verkleinerte die alten 70er und benutzte in einem Fall auch die Linien einer Fregatte (Lavery, Line.. S.20). Während der 74er bald als idealer Kompromiß aus Kampfkraft, Segeleigenschaften, und Kosten empfunden wurde, war das wesentliche Argument für seinen kleineren Bruder der geringere Preis. Obwohl es zunächst einen Entwurf gab, der eine 36-Pfünder- Unterbatterie tragen sollte wie der 74er, entschloß man sich bald für den 24 Pfünder, und damit war das Breitseitengewicht der 64er deutlich geringer als jenes des 74ers. [Vergleich Breitseitengewicht] Im allgemeinen galten die 64er, im Gegensatz etwa zu den kleineren Zweidecker-Geschwistern der 50er-Klasse, nicht als schlechte Seeschiffe. Über die INTREPID (1770) wurde berichtet, daß sie alle Schiffe ihres Geschwaders aussegeln könne (allerdings schränkte der Kapitän ein, she stands too stiff under a gale as line of battle ships generally do); einige Schiffe waren sogar besonders schnell, so HECTOR, der 14 Knoten erreichte- aber da die Proportionen des Schiffs weniger ausgewogen waren als jene des 74ers, waren sie diesen insgesamt oft unterlegen. Während die kampfkräftigeren 74er vor allem in den Schlachtflotten benötigt wurden, konnten die 64er sie auf ökonomische Weise von sekundären Aufgaben wie die Funktionen als Konvoibegleiter, Flaggschiff auf kleineren Stationen oder bei amphibischen Operationen entbinden (Lavery I, S. 107). Nelsons Lob für seinen 64ers AGAMEMNON änderte nichts daran, daß er in den 1795 in der Marine als äußerst unbeliebt galt. Daß European Magazine behauptete: There is no difference of opinion respecting 64-gun ships being struck out out of the rates. It is a fact that our naval officers either pray or swear against being appointed to serve on board them. (zitiert bei Lavery I, S. 126)
Bereits 1782 war das letzte Schiff dieser Größe für die britische Marine bestellt worden; als ein Zeichen für die Geringschätzung der 64er als Schlachtschiffe mag man die Reduzierung der Schiffe ANSON und INDEFATIGABLE - letztere gerade 10 Jahre alt - zu schweren Fregatten betrachten können; die Indefatigable zeichnete sich immerhin als Fregatte unter Edward Pellew aus. 1796 wurden fünf im Bau befindliche Ostindienfahrer angekauft und als 64er in die Flotte eingereiht, aber dies war lediglich ein Notbehelf. Der Bedarf an Schiffen war derart groß, daß trotz allgemein anerkannter Unbrauchbarkeit des Typs größere Zahlen dieser obsoleten Schiffe bis zum Ende der napoleonischen Kriegen in der Marine dienten.

Früher als die Briten gaben die Franzosen den Bau von 64ern auf; 1779 wurde das letzte Schiff gebaut (etwas früher als bei den Briten), aber schon Jahre 1790 soll nur noch ein einziger 64er in der französischen Marine existiert haben. Knapp 30 Jahre zuvor galten diese Schiffe in Frankreich noch als gute, kampfkräftige Schiffe, die sich zusammen mit 80ern und 74ern zur Bildung schneller, kampfkräftiger Geschwader eigneten.
Parameter (französisches Maß):
Sie waren 160 Fuß lang, 40 breit und besaßen Besatzungen von bis zu 500 Mann.
Bewaffnung (französisches Maß):
Die Schiffe trugen im unteren Batteriedeck sechundzwanzig 24-Pfünder und im oberen achtundzwanzig 12-Pfünder und auf den Aufbauten zehn, jedoch gab es auch Schiffe bis ca 165 Fuß, die sechundzwanzig 24-Pfünder, achtundzwanzig 18-Pfünder und zehn 8-Pfünder trugen.
Etliche ehemalige französische 64er erlebten die Kriege ab 1793 auf britischer Seite, einige waren sehr alte, schon im 7-Jährigen Krieg erbeutete Schiffe. Es erschienen noch einmal zwei 64er in der französischen Marine, und zwar der 1798 von den Maltesern erbeutete, betagte SAN ZACHARIA von 1763 (frz: DEGO) und SAN GIOVANNI von 1796 (frz ATHENIEN). Beide Schiffe wurden bald von den Briten gekapert.

Lange hielten die Niederländer am Bau von Schiffen mit 64, 66 und 68 Kanonen fest, die somit einen recht großen Anteil der Flotte bis in die napoleonische Zeit hinein ausmachten. Insgesamt wurden 1796-99 vierzehn Schiffe dieser Größenordnung durch die Briten gekapert.

[Parameter Intrepid]
[Parameter Caton]
[Parameter Haarlem]


Literatur:

Goodwin, Peter: Nelson's Ships
Lavery, Brian: The Ship of the Line, in: Robert Gardiner (Hrsg.): The Line of Battle.
Lavery, Brian: The Ship of the Line. 2 Vols.
Mayer, Jean; Acerra, Martine: Segelschiffe im Pulverdampf
Winfield, Rif: British Warships in the Age of Sail 1793-1817


 64 Gun Ship

 Vaisseau de 64 Canons

74-Kanonen-Schiff*

engl.: 74 Gun Ship, frz.: Vaisseau de 74 canons)


Mehr als ein halbes Jahrhundert lang bildeten die 74-Kanonen-Linienschiffe das Rückgrat der großen Flotten. Diese Zweidecker waren ein guter Kompromiß aus Größe und Schlagkraft und besaßen im Vergleich zu Dreideckern Schiffe mit 90 Kanonen und mehr) oder vielen kleineren Zweideckern (50- oder 44-Kanonen-Schiffe) weit bessere Segeleigenschaften. Nachfolgend wird vor allem die Entwicklung der britischen 74er betrachtet, jedoch muß betont werden, daß regelmäßig entscheidende Entwicklungen von französischer Seite ausgingen und die Briten sich genötigt sahen, nachzuziehen.

74er um 1780

Auch der Impuls zur Entwicklung der britischen 74-Kanonen-Schiffe ging von Frankreich aus. Dort entwickelte man in den 30er Jahren diesen Typ von etwa 170 Fuß Länge und mit einer 36 Pfünder Hauptbatterie. Die gleichzeitig gebauten britischen 70-Kanonen-Schiffe waren mit nur 150 ft bedeutend kleiner und führten nur 24- Pfünder in der Unterbatterie. Die Überalterung und der Konservatismus der Verwaltungsorgane und der Surveyors behinderten die Entwicklung derart, daß praktisch erst nach dem Aussterben der älteren Genaration eine adäquate Antwort auf die französischen Schiffe entwickelt werden konnte, als Thomas Slade im Jahre 1755 Surveyor wurde. Er entwarf zunächst einige 74er mit 165 und 166 Ft Länge, bevor mit der BELLONA, DRAGON SUPERB-Klasse von 1757 168 ft Standard wurden. Die eigentliche "Bellona-Klasse" bestand nur aus den vorganannten drei Schiffen, bis Ende der 1780er Jahre entstanden in 5 weiteren "Klassen" (davon EGMONT 1768 ein Einzelschiff) insgesamt 42 Schiffe nach meist nur geringfügig modifizierten Linien der BELLONA und ihrer Schwestern. Die 8 zwischen 1776 und 1786 gebauten Schiffe der CULLODEN- Klasse waren um zwei Fuß verlängert. Die Segeleigenschaften der Bellona wurden als sehr gut beurteilt.
Diese große Gruppe von Schiffen wurde als COMMON CLASS bekannt, um sie etwa von den großen, wiederum französisch inspirierten, aber weniger zahlreichen Schiffen LARGE CLASS zu unterscheiden. Bereits Ende der 1740er bauten die Franzosen vergrößerte 74er mit 24 - Pfündern in der oberen Batterie, die 1747 gekaperte INVINCIBLE veranlaßte die Briten zum Bau der großen VALIANT und TRIUMPH, aber zunächst kam es zu keiner Fortsetzung solcher Bauten. Erst seit den 1790ern baute man aufgrund der Erfolgen französischer großer Zweidecker während des Unabhängigkeitskrieges verstärkt auch wieder große 74er, zusätzlich wurden französische Beuteschiffe übernommen. Die LARGE CLASS 74er besaßen allgemein gute Segeleigenschaften und galten als schnell, weshalb man sie geglegentlich zu Geschwadern für besondere Aufgaben zusammenfaßte. Es zeigte sich aber, daß sie in der Schlacht keine gegenüber der COMMON CLASS herausragende Leistung erbrachten, und da sie um ein Viertel teurer waren als die COMMON CLASS , baute man schließlich wieder verstärkt kleinere 74er, ab 1810 auch die als "40 Thieves" (die "40" bezieht sich auf die gebaute Anzahl) berüchtigte SURVEYOR'S CLASS. Grundsätzlich ein eher durchschnittlicher Entwurf, verdankten die Schiffe ihren üblen Ruf wohl vor allem dem Umstand, daß sie zum großen Teil auf Privatwerften gebaut wurden, die keine ausreichende Erfahrung mit großen Schiffen hatten. Ihre Segelqualitäten waren wohl nicht regelrecht schlecht, vor allem die Mängel der Bauausführung ruinierten den Ruf dieser zahlenmäßig großen Klasse. Zur negativen Bewertung trug vermutlich bei, daß die alten 74er der Bellona-Klasse als besonders gelungen galten und daß andere neuere Zweidecker, die großen 74er und 80er französicher oder britischer Herkunft, aufgrund größerer Länge sicherlich besser segelten als die Schiffe der SURVEYOR'S CLASS. Der Vergleich mit den größeren Zweideckern ist aber sicherlich etwas unfair, denn deren gute Segeleigenschaften wurden mit übermäßigen Baukosten erkauft.
Die "Surveyors Class", "40 Thieves", bzw "Vengeur Class" war die letzte große Gruppe klassischer 74 Kanonen - Linienschiffe. Nach 1814 wurde keines mehr auf Kiel gelegt, jedoch lief der letzte der "Diebe" erst 1822 vom Stapel. Zu dieser Zeit war man bereits aufgrund neuer Bautechnologien (jene Seppings') dazu übergegangen, Zweidecker von 80 bis 90 Kanonen zu bauen; letztere waren über 200 Fuß lang. Die letzten großen Zweidecker liefen in den 1840er Jahren vom Stapel und wurden ab 1855 mit Schraubenantrieben nachgerüstet.

Bestände von 74 - Kanonen - Schiffen in der Royal Navy:


Anzahl COMMON CLASS 74er (Gesamtzahlen sämtlicher vorhandenen Schiffe) :

1793 - 58
1805 - 43
1814 - 61

Anzahl LARGE CLASS 74er (Gesamtzahlen)

1799 - 20
1805 - 24
1814 - 30


Abmessungen:

COMMON CLASS: (BELLONA 1768) L: 168' - B: 46' 9 ''- Tons: 1615
MIDDLING CLASS: (SPENCER 1795) L: 180' - B: 49'-Tons: 1917
LARGE CLASS: (AJAX 1798) L: 182' - B: 49'3'' - Tons: 1964
SURVEYORS CLASS ( ARMADA 1810): L: 176' -B 47' 6" Tons: 1741


Bewaffnungen:

COMMON CLASS (168') BELLONA 1761:
28*32Ib - 28*18lb - 18*9lb Später Bewaffungsändernung/teilw. Ersetzung der 9pfünder durch Carronaden von 32, 18 und 12 Ib.
1812 keine 9pfünder mehr vorhanden, stattdessen 8*12Ib, 10*32IbCarr, 2*18Ib Carr, 2*12Ib Carr. auf den Aufbauten.

LARGE CLASS:
28*32pdr - 30*24pdr - 12*9pdr - 4*9pdr

SURVEYOR'S CLASS 1810:
28*32Ib - 28* 18Ib; Achterdeck 4*12Ib und 10*32Ib Carr. Back 2*12Ib und 2*32Ib Carr.


Literatur:

Lavery, Brian: The 74 Gun Ship Bellona. Conway Maritime Press 2003.
Lavery, Brian: The Ship of the Line, Conway Maritime Press, Vol I 1983, Vol II 1984.

Bilander

Bilander, der-; Ein zweimastiges Schiff, dessen Takelage jener der Brigg oder Schnau (s.d.) ähnlich war, indem beide Masten Rahsegel trugen. Statt eines Großsegels, in Form eines Gaffelsegels führte der Bilander jedoch eine lange, schwere Rute und ein entsprechendes Segel daran. Es hatte die Gestalt von "lateinischen" Besansegeln auf Vollschiffen, wie diese sie noch in der ersten Hälfte es 18. Jahrhunderts führten.
Dieses Großsegel des Bilanders soll schwerer zu handhaben gewesen sein als daß der Brigg oder der Schnau. Ende des 18. Jahrhunderts wurden Bilander wohl nur noch in den Niederlanden verwendet.
In verschiedenen Gegenden Europas wurden auch andere Fahrzeugtypen als Bilander bezeichnet.

Brander

Die Strategie gegnerische Schiffe mit Hilfe eines brennenden Schiffes zu zerstören wurde bereits in der Antike angewandt. Schiffe, meist alte Fracht- oder Kriegsschiffe, wurden mit brennbarem Material beladen und auf das gegnerische Schiff gelenkt. Die Besatzung steckte kurz vor der Kollision in Brand gesetzt und die Besatzung verließ das Schiff. Der Einsatz von Brandschiffen ging jedoch im 18. Jahrhundert aufgrund der zerstörerischen Artillerie deutlich zurück.

  fire ship

 brûlot