II. Die Carronade
- Details
- Kategorie: Waffen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 08. September 2010 10:50
- Zugriffe: 5840
Die Carronade war ein leichtes Geschütz, das 1774 von der schottischen Carron Company in Falkirk entwickelt wurde. Es war im Vergleich zu Kanonen sehr kurz - die Bohrung hatte nur eine Länge von etwa 6 Kalibern. Trotz der geringen Länge und des niedrigen Gewichts besaßen die Carronaden im Verhältnis sehr große Kaliber.
Die Bohrungen der Carronaden waren kürzer und daher präziser die jene von Kanonen. Aus diesem Grund konnte das bei Kanonen noch relativ große Spiel zwischen Kugel und Rohr vermindert werden. Daher reichte auch bei großen Kalibern eine verhältnismäßig geringe Treibladung aus. Auf geringe Entfernung konnte die Wirkung auf die gegnerische Schiffsstruktur aufgrund der geringeren Geschossgeschwindigkeit verheerend sein, weil die Karronadenkugel die Bordwand des gegnerischen Schiffs nicht durchbohrte, sondern eher zerschmetterte.
Die Waffe unterschied sich von der Kanone weiterhin durch eine andere Lagerung des Rohres. Die Carronade war meist auf einer besonderen Schlittenlafette gelagert und dabei nicht auf den bei Kanonen üblichen Schildzapfen gelagert, sondern mit einer unter dem Rohr zentral angegossenen Öse, durch die waagerecht ein Bolzen gesteckt wurde.
Ein großer Vorteil der Carronade war ihr geringes Gewicht, so daß nun die verhältnismäßig großkalibrigen Waffen auf den Aufbauten wie Back und Achterdeck aufgestellt werden konnten, wo Kanonen zu schwer gewesen wären. Durch ihr geringes Gewicht benötigte die Carronade zudem nur keinen Bedienungsmannschaften. Die verbreitetsten Kaliber waren 32, 24 und 18 Pfund Kugelgewicht. Größere Kaliber wie die 68-Pfünder Back-Carronaden auf Nelsons Flaggschiff Victory in der Schlacht von Trafalgar konnten zwar auf Wunsch angefordert werden, gehörten aber nicht zur standardmäßigen Ausrüstung von britischen Kriegsschiffen und wurden selten verwendet, vermutlich weil die Geschosse zu schwer zu handhaben waren.
Der bedeutendste Nachteil der Carronade war ihre im Vergleich zur Kanone geringe Reichweite. Solange die Carronade lediglich als Zusatzbewaffnung von Linienschiffen oder Fregatten diente, war das nicht wesentlich.
Seit den 1790er Jahren begannen die Briten, einige Schiffstypen mit einer haupstächlichen Bewaffnung aus Carronaden zu konzipieren, z.B. Kriegsbriggs von 18 Geschützen. Diese Schiffe besaßen lediglich zwei Kanonen. Die entscheidende Waffe dieser Schiffe gegen stärkere Gegner sollte ihre Geschwindigkeit sein. Gleichgroße Gegner brauchten diese Briggs mit ihrer großkalibrigen Bewaffnung nicht zu fürchten. Gelegentlich wurden auch kleine Fregatten mit einer Hauptbewaffnung aus Carronaden ausgerüstet, beispielsweise die bekannte amerikanische Essex. Ihr Schicksal verdeutlicht den Nachteil einer Bewaffnung aus Carronaden. Die Fregatte wurden von englischen Gegnern, die mit ihren Kanonen aus sicherer Distanz feuern konnten, zur Kaputilation gebracht. Aus diesen Grund wurden nur sehr wenige größere Kriegsschiffe mit einer hauptsächlich aus Carronaden bestehenden Bewaffnung ausgerüstet.