Schiffstypen

Schiffstypen - Im 18. und 19. Jhdt. gab es eine so große Zahl verschiedener Schiffstypen und Bezeichnungen - viele davon mit mehreren Bedeutungen! - so daß es nicht ganz einfach ist, sich zurechtzufinden. Die Liste der Schiffstypen versucht, Definitionen und Erläuterungen zum besseren Verständnis der Typenvielfalt zu geben. Für Verbesserungsvorschläge sind wir stets dankbar. Falls es zu einem noch fehlenden (oder zu korrigierenden) Begriff Fragen gibt, können diese gern im Forum unter "Seefahrt" diskutiert werden; wir werden versuchen, Klarheit zu schaffen!

Fregatte

1. Begriff

Nach neuerem Verständnis ist die Fregatte ein Kriegsschiff mittlerer Größe. Der Begriff hat jedoch verschiedene Bedeutungen, z. B. wurden im deutschen Sprachraum im 18. und 19. Jahrhundert Schiffe mit einer Vollschiffstakelage als Fregatten bezeichnet. Im Mittelmeerraum nannte man einen Typ kleiner Segelfahrzeuge, die auch gerudert werden konnten, ebenfalls Fregatte; entwicklungsgeschichtlich ist jedoch zwischen diesen und den späteren Kriegsschiffen kein Zusammenhang nachweisbar. Dieser Artikel beschäftigt sich weiterhin mit der Fregatte als Segelkriegsschiff.

2. Entwicklung der Fregatten

Die Bezeichnung „Fregatte“ für relativ kleine, schnelle Kriegsschiffe erschien etwa seit Ende des 16. Jahrhunderts im nördlichen Europa. Das Kennzeichen dieser Schiffe war zunächst das Fehlen der hohen Aufbauten an Bug und Heck, das die See-Eigenschaften bei anderen Schiffstypen beeinträchtigte. Da jedoch im Nahkampf niedrige Schiffe leichter zu entern waren, kehrte man zuungunsten der Segeleigenschaften in gewissem Rahmen zu Vorder- und Achterkastellen zurück. Aus dem relativ langen, schmalen Rumpf der frühen englischen Fregatten wurden die Linienschiffe des 17. Jahrhunderts entwickelt, wie an deren durchlaufenden, nicht mehr abgestuften Decks dieser Schiffe sichtbar wurde, wenn auch letztlich die schlanke Rumpfform nicht beibehalten werden konnte.

Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde eine Vielzahl verschieden ausgelegter Kriegsschiffe als Fregatten bezeichnet. Die untere Grenze dessen, was mit dem Begriff "Fregatte" umschrieben werden konne, lang bei vollgetakelten Schiffen mit einem Geschützdeck von etwa 14 bis 20 Kanonen. An der oberen Grenze befanden sich Schiffe mit zwei voll bestückten Batteriedecks von etwa 50 Kanonen.

In den 1740er Jahren entstand, nachdem es mit der schwedischen Vita Ørn von 1715 schon einen wenig beachteten Vorläufer gegeben hatte, durch französische Initiative ein neuartiger Segelfregatten-Typ. Konstruktiv waren dies Zweidecker mit zwei komplett von vorn bis achtern durchlaufende Decks. Die Besonderheit des neuen Typs lag darin, daß im Gegensatz zu früheren Fregatten das untere Deck unbewaffnet war und dicht ober- oder sogar unterhalb der Wasserlinie lag. (Üblicherweise wurden bei Kriegsschiffen nur die bewaffneten Decks gezählt – obwohl die Fregatte also von der Konstruktion her zwei durchlaufende Decks hatte, besaß sie nur ein bewaffnetes und gilt somit als „Eindecker“.)

3. Bewaffnung

Die Bewaffnung wurde bei der "klassischen" Fregatte nur auf dem Oberdeck und auf den Aufbauten (also Achterdeck und Back – diese wurden übrigens nicht als Decks mitgezählt) geführt. Aufgrund dieser Konstruktion hatten die Fregatten einen höheren Freibord als viele Zweidecker, so dass sie trotz geringerer Kanonenzahl bei schwerer See einen Vorteil über kleinere Zweidecker (40 - 50 Kanonen- Schiffe) besaßen, wenn die Pforten der dicht über dem Wasser liegenden schweren Batterie wegen der Gefahr des Wassereinbruchs nicht geöffnet werden konnten. Die ersten Fregatten der neueren Bauart waren mit 24 oder 26 Neunpfünder-Kanonen bewaffnet. Später gab es Hauptbewaffnungen von 12-, 18- und 24-pfündigen Kanonen, mit zusätzlichen leichteren Kanonen (6- oder 9-Pfünder) oder Carronaden (z.B. 18- oder 24-Pfünder) auf den Aufbauten. Die ersten mit 24-Pfündern bewaffneten Fregatten wurden von Frederik Hendrik af Chapman (1721-1806) entworfen und in Schweden gebaut (die Bellona-Klasse von 1782). Nach der Zahl der Kanonen wurden Fregatten als 28er, 32er, 36er, 38er oder 40er bezeichnet, wobei zusätzlich aufgestellte Kanonen oder Carronaden auf den Aufbauten erst nach den napoleonischen Kriegen vollständig mitgezählt wurden (Eine 38-Kanonen-Fregatte der britischen Leda-Klasse wurde z.B. während des Krieges noch als "38er" kategorisiert, nach dem Krieg als "46er" ). Bereits Ende des 18. Jahrhunderts wurden in den USA besonders schwere Fregatten gebaut, die ein sogenanntes "spardeck" besaßen – die Kuhl, der Raum zwischen Back und Achterdeck, war bei diesen Schiffen weitgehend geschlossen, so dass ein durchgehendes Deck entstand. Praktisch waren diese Fregatten dann Zweidecker; zeitweilig waren einige der vorgenannten amerikanischen Fregatten auch auf dem "spardeck" mit einer kompletten Batterie ausgestattet. Die 1834 vom Stapel gelaufene französische Fregatte Belle Poule war ein Zweidecker ähnlicher Art und mit insgesamt 60 großkalibrigen Geschützen auf zwei vollständigen Batteriedecks bewaffnet.

4. Aufgaben der Fregatten

Von ihrer Funktion her können die Segelfregatten als Kreuzer bezeichnet werden. Während es die Aufgabe der größeren Kriegsschiffe war, als Schlachtschiffe in der Linie zu kämpfen (daher der Begriff Linienschiff), dienten die Fregatten als Aufklärer für Linienschiffsgeschwader, als Konvoischiffe, zum schnellen Transport wichtiger Depeschen oder Offiziere, störten den feindlichen Handel und bekämpften feindliche Schiffe gleichen Typs, um die feindliche Aufklärung, Nachrichtenübermittlung usw. zu behindern. Fregatten wurden je nach Aufgabe einzeln eingesetzt, aber gelegentlich auch zu Fregattengeschwadern zusammengefaßt.

5. Takelung und Segeleigenschaften

Getakelt waren die Fregatten als Vollschiffe. Im Vergleich zu den ausgewogensten zeitgenössischen Linienschiffstypen, z. B. dem 74-Kanonen-Schiff, erreichten Fregatten absolut zwar keine sehr viel höheren Geschwindigkeiten, aber sie segelten in jeder Lage ein wenig besser und konnten insbesondere bei leichteren Winden dem schwereren Linienschiff davonsegeln. Erreichbar waren für die meisten Fregatten 12 Knoten, besonders gelungene Entwürfe brachten es auf bis zu 14 Knoten. Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden noch hölzerne Fregatten traditionellen Musters gebaut, allerdings zunächst mit zusätzlichem Schaufelrad-, dann mit Schraubenantrieb. Bei diesen Schiffen mit Mischantrieb wurde oft die Takelage reduziert, indem sie z.B. statt der üblichen Rah- eine Gaffeltakelung erhielten. Nach 1850 zeichneten sich neue Rollen für die Fregatten ab, bei denen der Kampfwert von sekundärer Bedeutung war. So dienten sie als Schulschiffe oder als Mittel, um in entfernten Weltgegenden militärische Präsenz zu zeigen und koloniale Interessen durchzusetzen. Oft wurden Fregatten aber auch mit einem Forschungsauftrag auf Weltreise geschickt, z.B. die österreichische Novara von 1857 bis 1859. Mit der Entstehung der modernen stählernen Schlachtflotten und der Geschützaufstellung in Türmen wurde der Typ der Fregatte obsolet. Noch erhaltene hölzerne Fregatten sind in Großbritannien HMS Unicorn und HMS Trincomalee, in den USA USS Constitution. In Frankreich wird gerade die Hermione nachgebaut.

Galeasse

Die Galeasse stellt den Übergang von der geruderten Galeere zum Segelkriegschiff dar. Als die Galeeren im Laufe der Zeit immer größer wurden ( " Galea grossa" ), bis schließlich die Ruderbarkeitsgrenze erreicht wurde, war es notwendig, nach neuen Wegen der Kriegsführung zu suchen. So entstand die Galeasse, ein großes Segel-Ruder-Kriegsschiff. Bedeutung gewann dieser Typ im 16. und 17 Jh. besonders im Mittelmeerraum. An ihr vollzog sich der Übergang vom flachen Bord, hin zum hohen Bord, die Segel wurden voll getakelt und der Tiefgang wurde wesentlich erhöht.

Ergebnis war eine hohe Seetüchtigkeit und eine größere Kampfkraft im Verhältnis zur Galeere. Im Mittelmereer entwickelt sich die Galeasse so zu einem Großkampfschiff. 1 Galeasse entsprach etwa der Kampfkraft von 5 Galeeren. In der Seeschlacht von Lepanto im Jahre 1571 standen sich 100 Schiffe gegenüber, davon waren 26 Galeassen im Einsatz. In der Schlacht im Ärmelkanal 1588 kamen Galeassen mit 18 Kanonen ( 16-60 Pfünder) und 26 leichten Geschützen zum Einsatz.
Diese Schiffe erreichten Verdrängungen von 600 bis 1000 t, bei 50-60 m länge. Ihr größerer Tiefgang verschlechterte zwar die Rudereigenschaften, doch verbesserte er gleichzeitig das Segelverhalten.
An den 3 Masten kam die Lateinbesegelung zum Einsatz, parallel dazu waren auf jeder Seite 25 bis 30 Riemen, die von je 5 Mann gerudert werden mußten. Insgesamt kamen 200-300 Mann Besatzung zum Einsatz.
Aufgrund technischer Weiterentwicklungen wurde die Galeasse dann schließlich Ende des 17.Jh. aus den Flotten entfernt

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Galiot

Galioten sind seegehende, flachbodige Rundgatschiffe niederländischen Ursprungs, die seit dem 17. Jahrhundert nachweisbar sind. Je nach Größe und Zeit waren Galioten Spriet-, Ketsch- bzw. Huker-, Brigg-, Bark- oder Vollschiffsgetakelt. Es gab zahlreiche Mischformen regionaler Schiffstypen mit der Galiot, so z.b. die Eidergaliot, Kuffgaliot oder den Galiotewer. Vielen der überlieferten Begriffe lassen sich jedoch keine bestimmten Konstruktionen mehr zuordnen. Einige Galiotformen besaßen Seitenschwerter. Im Laufe des 19. Jhdts wurde der Bug der Galioten schärfer, der Vordersteven erhielt einen größeren Ausfall, insgesamt wurden die Linien schlanker. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts baute man Galioten in der traditionellen Form aus Stahl.

Galioten waren vornehmlich Handelsschiffe, wurden aber im 17. Jahrhundert auch als kleinere Kriegsschiffe verwendet, sicher waren dies nur behelfsmäßig umgerüstete Zivilfahrzeuge. Ende des 17. Jahrhunderts allerdings entstand in Frankreich auf Basis der Galiot ein wirkliches Kriegsschiff, das Mörserschiff bzw. galiote à bombe. Die Galiot wurde für diese Rolle vermutlich wegen ihrer soliden Konstruktion und des flachen Bodens, der gefahrloses Manövrieren in Küstennähe erlaubte, ausgewählt.

Karacke

Die Karacke ist im wesentlichen ein Schiff, dessen Blütezeit ins 14.-17. Jh. fällt. Hauptsächliches Verbreitungsgebiet war das Mittelmeer, wo man es durchaus zu den wichtigsten Typen zählen darf. Der Ursprung dieses Schiffs wird allgemein auf den Anfang des 14.Jh. gelegt, hierbei soll Genua eine wichtige Rolle spielen.
Im 15.-17. Jh. Wurde die Karacke sowohl als Handels-, als auch als Kriegsschiff im Mittelmerraum eingesetzt, doch vereinzelt waren auch derartige Schiffe in Nordeuropa unterwegs. Anfangs wurden für die Betakelung je 1 großes Rahsegel, später dann auch Marssegel eingesetzt.

Im Vergleich zu Karavelle war die Karacke länger, breiter und auch schwerer. Ein typisches Kennzeichen war dabei die Kraweelbeplankung, wie sie im Mittelmeer (im Gegensatz zur Nord- und Ostsee--Klinkerbau) üblich war. Meist wurde dieser Schiffstyp mit 3 Masten gebaut, die dann mit Rah- und Lateinsegel betakelt wurden. Eine weitere Besonderheit Bestand darin, das am Bugspriet kein Segel zu finden war.
Die Karacken können als die größten Schiffe Ihrer Zeit angesehen werden. Einzelne Schiffe faßten bis zu 1200 Personen und 200 Kanonen. Karacken und der Holk können durchaus als ähnliche Schiffe angesehen werden.

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Karavelle

Der Ursprung der Karavellen liegt im 13. Jh, als in Prtugal Fischerboote mit Lateinsegeln so genannt wurden. Im 14. Jh. findet man die gleiche Bezeichnung aber auch für Handels- und Küstenschiffe im Bereich des Mittelmeeres. Die Weiterentwicklung dieses Schiffstyps wurde maßgeblich durch "Heinrich den Seefahrer" ( 1396-1460) in Portugal vorangetrieben. Zu dieser Zeit stand man bereits am Anfang des Zeitalters der " großen Entdeckungen" und benötigte so seetüchtige Schiffe.

Aus dem Zweimaster wurde im laufe der Zeit der schlankere Dreimaster mit größeren Zuladungen aber weiterhin der Lateinbesegelung. Typisch für dieses Schiff war die Kraweelbauweise und hohe Achteraufbauten, allerdings waren diese nicht so Ausgeprägt wie bei den Galeonen.Ein weiteres Merkmal war das Steuerruder in der Mitte des Hecks, was bis dahin nicht praktiziert wurde. Die nächste wichtige Veränderung war die Umstellung der Betakelung auf Rahsegel am Bugspriet, Fock- und Großmast mit einem Marssegel. Am Besanmast blieb allerdings aufgrund besserer Manövrierfähigkeiten das Lateinsegel erhalten.
Vom 14. bis zum 16. Jh. galt die Karavelle als eines der seetüchtigsten Schiffe. Ihre Tragfähigkeiten betrugen im allgemeinen 50-100 t, später allerdings waren auch 4-mastige Schiffe mit noch größeren Zuladungen gesehen.

Bekannteste Nutzer der Karavelle waren Vasco da Gama, Maggelan aber auch Kolumbus´ Nina und Pinta sollen derartige Schiffstypen gewesen sein.

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